DIGITALISIERUNG DES ANGEBOTES
Corona treibt die Digitalisierung voran: Das Schlagwort, derzeit überall zu lesen und zu hören, trifft im Residenzschloss Ludwigsburg zu. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg haben die Chance der ruhigen Zeit genutzt und den ersten Baustein für eine neue Art von Erschließung für Schulen gelegt. Anne Raquet, im Schloss für Museumspädagogik zuständig, hat mit Abiturienten des Ludwigsburger Friedrich-Schiller-Gymnasiums die ersten kurzen Videoclips gedreht – und die sollen nun bald zur Verfügung stehen, ergänzt durch Textmaterial und einen Arbeitsbogen, der den Einstieg erleichtert. „Starten wollen wir mit den Grundschulen. Sobald wir wieder Führungen anbieten können, soll unser neues Material helfen, im Unterricht den Besuch im Schloss vor- und nachbereitet werden können.“ Stephan Hurst, der Leiter der Schlossverwaltung Ludwigsburg sieht das digitale Material für die Schulen als wichtigen Schritt in die Zukunft. „Andere Altersgruppen werden folgen, etwa dann mit Videos zum Thema Absolutismus.“
KURZE FILME ZEIGEN EINDRUCKSVOLLE ORTE IM SCHLOSS
„Wir wollten den Grundschulklassen einen kleinen virtuellen Rundgang durch fünf besonders sprechende Raumsituation des Schlosses ermöglichen“, erläutert Anne Raquet. Ausgewählt wurden die Räume auch nach einem kindgerechten Kriterium: „Wir haben uns für die Räume entschieden, in denen wir bei Führungen erleben, dass sich die Kinder dort besonders wohlfühlen.“ Was sollen die Filme bewirken? „Erstmal soll es Spaß machen, die Filme anzuschauen – und natürlich Lust auf das Residenzschloss – das ist der allererste Zugang für die Kinder“, sagt die erfahrene Museumspädagogin Raquet. „Dann erst kommen das Wissen und die Fakten, mit denen die Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht arbeiten können.“ Die fünf kurzen Filme sollen das Material sein, das man im Unterricht mit den Kindern gemeinsam anschauen kann, etwa als Einstieg in ein Thema. Auf dem Bildungsplan der baden-württembergischen Grundschulen steht etwa die Beschäftigung mit der Heimat. „Außerdem möchten wir natürlich präsent sein bei den Lehrerinnen und Lehrern – denn die können sich ja auch in normalen Jahren auf uns verlassen.“
EIN ERSTER KINDGERECHTER RUNDGANG
Mit den fünf filmischen Stationen machen die Grundschüler quasi einen Rundgang durch das Residenzschloss: Der Start ist im großen Innenhof an der Statue des Schlossgründers Eberhard Ludwig. Dann führt der Weg in den grandiosen Marmorsaal. Von dort geht der Weg durch die Ahnengalerie und ins Schlosstheater; hier lässt das Videoteam vor allem den Geräuscheffekt der barocken Windmaschine zur Wirkung kommen. Anne Raquet berichtet von den Dreharbeiten: „Besonders begeistert waren die beiden Abiturienten, die die Kamera geführt haben, von unserem erstaunlichen Echo. Sie haben hier extra in drei Metern Höhe ein Richtmikrofon eingesetzt – das macht den Klang noch beeindruckender.“ Den Abschluss bildet der Blick in die Kammern der Dienerschaft.
300 JAHRE FRIEDRICH-SCHILLER-SCHULE LUDWIGSBURG
Gedreht haben die Schlossvideos zwei Schüler aus dem aktuellen Abitursjahrgang, Felix Bantle und Bennet Busch. Sie haben einen Seminarkurs „Film“ absolviert, der am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Zusammenarbeit mit der Filmakademie Ludwigsburg stattfand. „Wir unterstützen gern dieses Projekt – zumal wir eng mit der Stadt Ludwigsburg verbunden sind“, erklärt der Direktor des Gymnasiums Ulrich von Sanden. Das Ludwigsburger Gymnasium wurde am 23. November 1720 von Herzog Eberhard Ludwig als Lateinschule gegründet – in seiner neuen Residenzstadt. Die Schule zählt zu den ältesten Baden-Württembergs.
PROBESTUNDE MIT DER 3. KLASSE
Die Klasse 3d der Grundschule Marbach durfte das „Schloss im Klassenzimmer“-Material, bestehend aus Videos, Frage- und Bastelbögen, für eine Probestunde nutzen, bevor das Lehrmaterial digital für alle Grundschulen erhältlich ist. „Wir wollten einen Eindruck davon bekommen, wie die Kinder das neue Angebot annehmen“, erklärt Schlossverwalter Stephan Hurst den Probelauf vorab. „Die Teilnahme am Projekt ‚Schloss im Klassenzimmer‘ war für die Schüler der 3d sicherlich ein schönes Erlebnis. Auf eindrucksvolle Weise konnten die Kinder innerhalb des Klassenzimmers das historische Leben im Residenzschloss Ludwigsburg kennen lernen,“ freut sich Schulleiterin Nicole Kossira darüber, als erste Schule das neue Angebot des Residenzschlosses im Unterricht zu nutzen.
ZUKUNFTSORIENTIERTE ARBEIT IM SCHLOSS
Nach und nach sollen nicht nur die Grundschulen mit einem solchen Angebot ins Schloss eingeladen werden. Das Team der Schlossverwaltung überlegt bereits, das thematischen Angebote sein können: Neben dem klassischen Rundgang lassen sich im Schloss viele spezielle Themen aufbereiten, etwa ein Blick auf die Kunstepoche des Barock oder auf die Zeit des Absolutismus – oder auch eine filmische Auseinandersetzung mit Moden und Schönheitsidealen. Vertiefungstexte und Aufgaben- und Arbeitsbögen sollen das Videoangebot ergänzen. „Ganz wichtig für uns ist, dass wir mit dem Material zu unserem Monument einen eindeutigen Bezug zum Bildungsplan und zum Unterricht in den Schulen herstellen. Wir wollen gerade für die Schulen ein verlässlicher Partner sein.“ Und Stephan Hurst ergänzt: „Wer als Lehrerin oder Lehrer ein Thema bearbeiten will, soll wissen, dass wir ein gutes Programm haben – bei den Führungsangeboten und genauso in der digitalen Begleitung.“ Passwort für den Zugang und die Arbeitsunterlagen erhalten Lehrende im Residenzschloss unter info@schloss-ludwigsburg.de oder telefonisch unter 07141/186400.
SERVICE
Derzeit ist das Residenzschloss Ludwigsburg wie alle Monumente des Landes und Kultureinrichtungen wegen der hohen Infektionszahlen der Corona-Pandemie bis mindestens zum 20. Dezember geschlossen.
INFORMATIONEN
Residenzschloss Ludwigsburg
71634 Ludwigsburg
Telefon +49 (0) 71 41.18 64 00
info@schloss-ludwigsburg.de