Freitag, 7. August 2020

Kloster und Schloss Salem | Allgemeines Ein Gloria der Maria! Das Mariä-Himmelfahrt-Relief im Münster

Am 15. August wird Mariä Himmelfahrt gefeiert – ein Fest, das auf eine jahrhundertelange Tradition zurückgeht: In Rom erstmals im 7. Jahrhundert begangen, ist es in Deutschland schon seit dem 9. Jahrhundert belegt, also zu einer Zeit, als die Missionierung Germaniens durch den heiligen Bonifatius begann. Doch erst einige Jahrhunderte später wurde die körperliche Aufnahme Mariä in den Himmel im Konzil von Trient (1545-1563) zum festen Bestandteil der kirchlichen Lehre erklärt und 1950 dann zum Dogma erhoben. Besonders bei den Zisterziensern wird die Gottesmutter als Patronin des Ordens hoch verehrt – daher begegnet man ihr oft in deren Kirchen. So auch im Münster von Kloster Salem: die Statue der Mater Dolorosa, die Gewölbeschlusssteine mit marianischen Motiven und eine Darstellung der Himmelfahrt Mariä – ein riesiges klassizistisches Relief an der Ostwand des Chores, welches den repräsentativen Abschluss des Hauptschiffes bildet. Die Kirche ist täglich zum Besuch geöffnet; Kurzführungen werden um 13 und 14 Uhr angeboten.

WENN MARIA GEN HIMMEL FÄHRT…

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Ostwand der Klosterkirche Salem mit Kunstwerken ausgestattet: Johann Georg Dirr – ein Mitglied der Feuchtmayer-Werkstatt – schuf den Verena-Altar mit der Kreuzigungsszene, die Statuen des St. Johann und der Maria sowie die Reliefbilder mit der Darstellung der Versuchung des heiligen Bernhard und des heiligen Benedikt. Sein Schwiegersohn Johann Georg Wieland vervollständigte 1785/86 die Schauwand, indem er das riesige Mariä-Himmelfahrts-Relief, die puttenumflatterten Postamente mit Palmen und eine große Uhr hinzufügte. Das Relief ersetzte ein Gemälde desselben Themas von Carl Stauder, das sich heute im Chor des Konstanzer Münsters befindet. Wielands Darstellung der Himmelfahrt Mariens gehört wegen seiner qualitätsvollen und detailreichen Ausführung sowie der Komposition zu den bedeutendsten sakralen Kunstwerken dieser Epoche in Südwestdeutschland. Maria fährt mit wallendem Gewand und getragen von Engeln gen Himmel. Ihr Gesicht ist voller froher Erwartung nach oben gerichtet, ihr rechter Arm hoch ausgestreckt. Mit ihrem Blick und ihrer Körperhaltung hat sie sich bereits von allem Weltlichen abgewandt – sie ist ganz zum Gottvater und ihrem Sohn hin ausgerichtet. Zurückgeblieben sind die Apostel – deutlich verwirrt und in Aufregung. Einige schauen anscheinend ratlos auf den geöffneten und leeren Sarkophag; für sie ist unbegreiflich, was geschehen ist. Einer von ihnen wühlt sogar mit beiden Händen in dem Sarg, um sicherzugehen, dass Marias Körper tatsächlich entschwunden ist. Andere Apostel haben das Geschehen dagegen schon begriffen und blicken mit entrücktem Blick und erhobenen Händen zum Himmel hinauf.

 

ALS DAS INNERE DES MÜNSTERS EIN NEUES GESICHT BEKAM

Johann Georg Wielands Mariä-Himmelfahrt-Relief ist das letzte große Kunstwerk, das vor der Auflösung des Klosters (1802) noch im Salemer Münster ausgeführt wurde. Es ist also der Abschluss einer klassizistischen Ausgestaltung der Klosterkirche, die mit Abt Anselm II. Schwab seinen Anfang genommen hatte. Denn 1765 lernte dieser auf einer Reise nach Paris den Stil des französischen Klassizismus kennen. Hiervon begeistert begann er damit, das Salemer Münster nach dem neuen Kunstgeschmack zu modernisieren und repräsentativ, einer Reichsabtei würdig, auszustatten. So ließ er ab 1773 die 27 Seitenaltäre sowie den Hochaltar mit den Vasen und den Puttengruppen, die Statuen des heiligen Bernhard und des heiligen Benedikt sowie das Stifter- und das Äbtemonument in weißen und rosafarbenen Alabaster schaffen. Und wie es für einen kunstverständigen Abt einer Reichsabtei üblich ist: Er beauftragte hierfür namhafte Künstler – Johann Georg Dirr und Johann Georg Wieland. Schon damals musste die prächtige und kostbare Alabasterausstattung, die erstaunlich schön mit der gotischen Architektur harmonisiert, auf die Zeitgenossen beeindruckend gewirkt haben. Und auch heute verfehlt sie ihre Wirkung nicht: Immer noch begeistert sie die Besucher!

 

 

Service und Information

Kloster und Schloss Salem

ÖFFNUNGSZEITEN

Mo - Sa 9.30 bis 18.00 Uhr, So & Feiertag 10.30 bis 18.00 Uhr

 

MÜNSTER

Täglich zum freien Rundgang während der Öffnungszeiten des Klosters zugänglich

Kurzführungen: täglich um 13.00 und 14.00 Uhr

 

Besondere Hinweise

Individueller freier Rundgang mit Aufsichten durch Kaisersaal, Betsaal, Bibliothek, Kirche, Klostermuseum und Feuerwehrmuseum

täglich von 11.00 bis 16.00 Uhr Kurzführungen zu jeder halben und vollen Stunde in Kaisersaal, Bibliothek und Betsaal

weitere Ausstellungsbereiche (Marstall, Orangerie usw.) zu freiem Rundgang geöffnet

Garten mit Spielplatz geöffnet

 

KONTAKT

Schlossverwaltung Salem

88682 Salem

Telefon: 07553 / 91 653-36

schloss@salem.de

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