WENN MARIA GEN HIMMEL FÄHRT…
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Ostwand der Klosterkirche Salem mit Kunstwerken ausgestattet: Johann Georg Dirr – ein Mitglied der Feuchtmayer-Werkstatt – schuf den Verena-Altar mit der Kreuzigungsszene, die Statuen des St. Johann und der Maria sowie die Reliefbilder mit der Darstellung der Versuchung des heiligen Bernhard und des heiligen Benedikt. Sein Schwiegersohn Johann Georg Wieland vervollständigte 1785/86 die Schauwand, indem er das riesige Mariä-Himmelfahrts-Relief, die puttenumflatterten Postamente mit Palmen und eine große Uhr hinzufügte. Das Relief ersetzte ein Gemälde desselben Themas von Carl Stauder, das sich heute im Chor des Konstanzer Münsters befindet. Wielands Darstellung der Himmelfahrt Mariens gehört wegen seiner qualitätsvollen und detailreichen Ausführung sowie der Komposition zu den bedeutendsten sakralen Kunstwerken dieser Epoche in Südwestdeutschland. Maria fährt mit wallendem Gewand und getragen von Engeln gen Himmel. Ihr Gesicht ist voller froher Erwartung nach oben gerichtet, ihr rechter Arm hoch ausgestreckt. Mit ihrem Blick und ihrer Körperhaltung hat sie sich bereits von allem Weltlichen abgewandt – sie ist ganz zum Gottvater und ihrem Sohn hin ausgerichtet. Zurückgeblieben sind die Apostel – deutlich verwirrt und in Aufregung. Einige schauen anscheinend ratlos auf den geöffneten und leeren Sarkophag; für sie ist unbegreiflich, was geschehen ist. Einer von ihnen wühlt sogar mit beiden Händen in dem Sarg, um sicherzugehen, dass Marias Körper tatsächlich entschwunden ist. Andere Apostel haben das Geschehen dagegen schon begriffen und blicken mit entrücktem Blick und erhobenen Händen zum Himmel hinauf.
ALS DAS INNERE DES MÜNSTERS EIN NEUES GESICHT BEKAM
Johann Georg Wielands Mariä-Himmelfahrt-Relief ist das letzte große Kunstwerk, das vor der Auflösung des Klosters (1802) noch im Salemer Münster ausgeführt wurde. Es ist also der Abschluss einer klassizistischen Ausgestaltung der Klosterkirche, die mit Abt Anselm II. Schwab seinen Anfang genommen hatte. Denn 1765 lernte dieser auf einer Reise nach Paris den Stil des französischen Klassizismus kennen. Hiervon begeistert begann er damit, das Salemer Münster nach dem neuen Kunstgeschmack zu modernisieren und repräsentativ, einer Reichsabtei würdig, auszustatten. So ließ er ab 1773 die 27 Seitenaltäre sowie den Hochaltar mit den Vasen und den Puttengruppen, die Statuen des heiligen Bernhard und des heiligen Benedikt sowie das Stifter- und das Äbtemonument in weißen und rosafarbenen Alabaster schaffen. Und wie es für einen kunstverständigen Abt einer Reichsabtei üblich ist: Er beauftragte hierfür namhafte Künstler – Johann Georg Dirr und Johann Georg Wieland. Schon damals musste die prächtige und kostbare Alabasterausstattung, die erstaunlich schön mit der gotischen Architektur harmonisiert, auf die Zeitgenossen beeindruckend gewirkt haben. Und auch heute verfehlt sie ihre Wirkung nicht: Immer noch begeistert sie die Besucher!
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Kloster und Schloss Salem
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Individueller freier Rundgang mit Aufsichten durch Kaisersaal, Betsaal, Bibliothek, Kirche, Klostermuseum und Feuerwehrmuseum
täglich von 11.00 bis 16.00 Uhr Kurzführungen zu jeder halben und vollen Stunde in Kaisersaal, Bibliothek und Betsaal
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