DAS SCHLOSS UND SEINE PUBLIKATIONEN
Zu Themen und besonderen Anlässen des Residenzschlosses erscheinen regelmäßig Publikationen, wie die informativen Kunstführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: Diese werden fortlaufend aktualisiert, weil sie den neuesten Stand wissenschaftlicher Forschungen aufgreifen. Zuletzt erschien 2015 die Dissertation von Catharina Raible zum Staats- und Privatappartement des König Friedrichs von Württemberg in Schloss Ludwigsburg. Aktuell richten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg den Fokus auf die Zeit des ersten Königspaares. Anlass sind die groß angelegten Restaurierungen und das Einrichten der königlichen Wohnungen im Neuen Hauptbau. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis ins Jahr 2023.
FRANZÖSISCHE STICHE UND WIENER FORMEN
Auf die Fragestellung für das Forschungsvorhaben stieß Ulrike Seeger im Rahmen ihrer Habilitation: Sie erforschte das Wiener Stadtpalais und das Belvedere, das „Gartenhaus“ des Habsburger Regenten Prinz Eugen von Savoyen, der über die Türken siegte. Danach stellte sie fest, dass einige Partien des Ludwigsburger Schlosses mit Wien zusammenhängen. Die Verbindung des Hauses Württemberg mit dem Wiener Hof ist nachvollziehbar: Herzog Eberhard Ludwig war ein loyaler Reichsfürst und diente als Generalfeldmarschall dem Kaiser. „Dennoch stellte sich mir die Frage, durch wen und auf welchem Weg diese Wiener Formen nach Ludwigsburg vermittelt wurden,“ erläutert Seeger ihre Überlegungen.
GRAFIKEN ALS INSPIRATION FÜR DEN SCHLOSSBAU?
Als die Kunsthistorikerin in der Württembergischen Landesbibliothek zur selben Zeit seltene französische Stiche entdeckte, vermutete sie, dass diese von Herzog Eberhard Ludwig als Inspiration für den Bau des Residenzschlosses angekauft wurden. In Sachen Stil und Repräsentation orientierte man sich an den ranghöheren Höfen wie Versailles: Der Vorzeigebau europäischer Palastarchitektur von Ludwig XIV. beeinflusste die Schlossbauweise bis ins 19. Jahrhundert hinein. Eine wichtige Rolle spielten zudem die aus Prag rekrutierten oberitalienischen Ausstattungskünstler für die Gestaltung des Residenzschlosses.
HERVORRAGENDE QUELLENLAGE
Die sehr gute Quellenlage ermöglichte es Ulrike Seeger, den Weg des Wissenstransfers zu rekonstruieren. Der Kunsthistorikerin ist es gelungen, die französischen Grafiken in den Kontext der Entstehungsgeschichte der Fürstenresidenz zu stellen und die Frage zu beantworten, in welchem Maß sich ein reichsfürstlicher Gestaltungsansatz umsetzen ließ. In weiten Teilen konnte die Autorin diesen im Innern bis ins Jahr 1716 rekonstruieren.
GRUNDLAGENFORSCHUNG
Ulrike Seegers Veröffentlichung ist als neues grundlegendes Werk zur älteren Baugeschichte des Ludwigsburger Residenzschlosses zu bewerten. Über einen Zeitraum von zehn Jahren forschte sie zur Baugeschichte der ersten Ludwigsburger Dreiflügelanlage, zu der das Alte Corps de Logis, der Ordensbau und der Riesenbau zählen. Fünf Jahre lang wurde das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziell unterstützt.
KURZBIOGRAPHIE
Ulrike Seeger (*1964) studierte Kunstgeschichte und Romanistik an den Universitäten Stuttgart, Florenz und Erlangen-Nürnberg. Ihre Magisterarbeit verfasste sie über den Hallenumgangschor der Nürnberger Pfarrkirche St. Sebald. Sie promovierte zur Bautätigkeit des Babenbergers Herzog Leopold VI. in Lilienfeld und Klosterneuburg in Stuttgart (1994), gefördert durch ein Stipendium der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg. In ihrer Habilitation forschte sie zu Stadtpalais und Belvedere des Prinzen Eugen von Savoyen in Wien an der Universität Halle/Saale (2002). 2002–04 absolvierte sie bei den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg ein wissenschaftliches Volontariat. Nach ihrer Habilitation folgten Stationen als Privatdozentin an der Universität Halle/Saale (2002–2008) und Stuttgart (seit 2008), sowie die Vertretung des Lehrstuhls für Kunstgeschichte am Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald (WS 2008/09 bis SS 2010). Seit Juni 2012 ist sie außerplanmäßige Professorin der Universität Stuttgart. Ulrike Seeger forschte im Rahmen mehrerer DFG-Projekte, darunter zur romanischen Klosterneuburger Stiftskirche und zu den Augsburger Ornamentstichen des späten 17. und 18. Jahrhunderts (2007–08). Von 2012–2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Seminar der Philipps-Universität Marburg im Rahmen des DFG-Projektes zum Thema „Rezeptionsvorgänge und ihre Medien in der reichsfürstlichen Residenzkultur um 1700“. Seit Oktober 2018 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Mittelalterliche Architektur von der Romanik bis zur Spätgotik, die Europäische Residenzkultur der Frühen Neuzeit und die Architektur und Raumkunst der Klassischen Moderne.
Service
Das rund 500 Seiten starke, umfassend bebilderte Werk erschien im Böhlau Verlag Köln und ist im Shop des Residenzschlosses Ludwigsburg sowie im Buchhandel zum Preis von 90,00 Euro erhältlich.
ÖFFNUNGSZEITEN
Residenzschloss Ludwigsburg
Geöffnet: Mo – So und feiertags 11.00 – 16.00 Uhr
Besondere Hinweise: kein Führungsangebot. Freier Rundgang möglich. Im Rahmen des freien Rundgangs ist ausnahmsweise das Fotografieren für private Zwecke gestattet.
Appartement Carl Eugen und Keramikmuseum geöffnet
Kinderreich, Modemuseum, Barockgalerie, Theatermuseum und Lapidarium geschlossen
EINTRITTSPREISE
Schlossrundgang ohne Hundertwasser-Ausstellung
Erwachsene 5,00 €, ermäßigt 2,50 €, Familien 12,50 €
Ein Museum nach Wahl
Erwachsene 4,00 €, ermäßigt 2,00 €, Familien 10,00 €
INFORMATIONEN
Residenzschloss Ludwigsburg
71634 Ludwigsburg
Telefon +49 (0) 71 41.18 64 00
info@schloss-ludwigsburg.de