ZEITENWENDE IN MAULBRONN
Eine Abfindung beendete eine ehrwürdige, über 400-jährige Tradition. Am 13. Juli 1566 erhielt Simon Eitel, der letzte katholische Mönch von Kloster Maulbronn, eine Abfindung von 300 Gulden. Dafür musste er das Kloster verlassen. Leer standen die einstigen Klostergebäude aber deswegen nicht: Das ehemals mächtige und reiche Zisterzienserkloster Maulbronn war nun vollends protestantisch. Anstelle der katholischen Mönche lebten nun endgültig evangelische Klosterschüler im Kloster.
WÜRTTEMBERG WIRD EVANGELISCH
1534 war Herzog Ulrich nach einigen Jahren des Exils nach Württemberg zurückgekehrt. Mit seiner Rückkehr leitete er die Reformation ein – wohl ebenso sehr aus Glaubensgründen wie auch aus politischem Kalkül. Durch die Einführung der evangelischen Lehre stärkte er nämlich sein Herzogtum und seine eigene Position: Der Besitz der Klöster fiel an Württemberg, zahlreiche Dörfer und Orte warten fortan württembergisch. Das Land wuchs um etwa ein Drittel. Zusammen mit seinen Beratern ordnete der Herzog Kirche und Glauben durch eine Kirchenordnung neu. Alle Bewohner Württembergs sollten von nun an evangelisch sein.
DAS „ABSTERBEN“ DER MÖNCHE UND NONNEN
Die „altgläubigen“ Priester wurden damit in Württemberg nicht mehr benötigt. Doch Herzog Ulrich konnte und wollte die Mönche und Nonnen, um keinen Konflikt auszulösen, nicht gewaltsam aus den Klöstern vertreiben. Stattdessen agierte man vorsichtig: Man ließ die Geistlichkeit schlicht „absterben“. Das bedeutet, dass die Mönche und Nonnen bis zu ihrem Lebensende im Kloster verbleiben durften. Neue Brüder und Schwestern durften allerdings nicht aufgenommen werden. So verfuhr der Herzog im ganzen Land – auch Kloster Maulbronn war betroffen. Die Klöster blieben dadurch allerdings nicht leer, denn schon 1556 installierte Württemberg das neue und wegweisende System der Klosterschulen. Hier wurden die begabten Knaben des Landes auf das Theologiestudium vorbereitet: eine strategische Maßnahme, mit der Württemberg den Bedarf an evangelischen Geistlichen decken wollte.
EINE NEUE TRADITION ENTSTAND
Das behutsame Vorgehen führte zu einer kuriosen Situation. Für einige Jahre lebten katholische Mönche und evangelische Klosterschüler nebeneinander. Der 13. Juli 1566 bedeutete für Kloster Maulbronn das Ende dieser Übergangszeit. Der letzte katholische Mönch in Maulbronn, Simon Eitel, verließ gegen eine Abfindung von 300 Gulden – eine stattliche Summe – das Kloster. Während des 30-jährigen Krieges kehrten die Mönche nochmals für wenige Jahre im „katholischen Interim“ zurück – aber schon 1649 war das Kloster wieder evangelisch. Bis heute führt das Evangelische Seminar Maulbronn die damals begründete Tradition der Klosterschule fort. Noch immer leben und lernen Schülerinnen und Schüler in den Klostermauern.
Service und Informationen
ÖFFNUNGSZEITEN
Täglich 09.00 Uhr bis 17.30 Uhr
PREIS
Erwachsene 8,00 €, Ermäßigte 4,00 €, Familien 20,00 €
INFORMATIONEN
Kloster Maulbronn
Klosterhof 5
75433 Maulbronn
+49(0)70 43.92 66 10
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