Ausstellung „BaldAnders“. Arbeiten von Carmen Oberst, Martin Conrad und Jaakov Blumas
Das neue Jahr startet im barocken Schloss Bruchsal mit aktueller Kunst: Vom 5. Januar bis zum 15. März zeigen die Staatlichen Schlösser und Gärten in der einstigen fürstbischöflichen Residenz Arbeiten von Carmen Oberst, Martin Conrad und Jaakov Blumas. Der Titel der Ausstellung „BaldAnders“ bezieht sich auf eine Gestalt aus „Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch”, dem bekanntesten Roman des Barock. Carmen Oberst, Kuratorin der Ausstellung und selbst Künstlerin, war bereits im vergangenen Jahr mit einer Ausstellung im Bruchsaler Schloss zu erleben.
„BaldAnders – Positionen zum Barock“ – so lautet der Titel, unter dem die drei Künstler ihre Werke in Schloss Bruchsal präsentieren. Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen nennt so in seinem „Simplicissimus“, dem 1668 erschienenen Roman, eine Figur, die in rascher Folge die Gestalt ändern kann: von einem Steinbild in einen Menschen, einen Baum, ein Tier, eine Wurst, eine Wiese, einen Teppich und zurück. Zugleich beziehen sich die Künstler mit dem Ausstellungstitel auf den Ort der Ausstellung: Schloss Bruchsal. Das Barockschloss voller prachtvoller Details wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut und erstand sorgfältig restauriert wieder aus den Trümmern, von den farbkräftigen Fassaden bis zu den überreichen Prunkräumen des Inneren. Und damit erstand auch wieder die optische Vieldeutigkeit des Barock, mit illusionistisch gemalter Scheinarchitektur, mit ihrer Mischung aus gemalter und realer Skulptur, mit fingierten Ausblicken durch Wandfresken und Deckenbilder. Mit Spannung kann man erwarten, was sich ergibt, wenn die Arbeiten der drei Künstler in den Dialog mit ihrer außergewöhnlichen Umgebung treten.
Malerei, Fotografie, Zeichnung, Installationen. Bei aller Vielfalt und bei aller Unterschiedlichkeit in ihrer Ausformung haben die künstlerischen Positionen von Jaakov Blumas, Carmen Oberst und Martin Conrad eine durchgehende Gemeinsamkeit: Sie treffen sich in dem Anliegen, Vieldeutigkeit zu erzeugen und darin, ihre Betrachter als teilnehmende Beobachter mit einzubeziehen. Die Themen der Umwandlung und der Mehrdeutigkeit der Einbildungskraft spielen in ihren Arbeiten eine wichtige Rolle.
Künstlerführungen. Zur Eröffnung der Ausstellung führen die drei Künstler am 5. Januar von 15 bis 17 Uhr durch die Ausstellung. Ein weiterer Künstlerrundgang mit Carmen Oberst findet am 15. März statt.
Ausstellungen. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg nutzen die eindrucksvollen Räume der historischen Monumente des Landes regelmäßig für Ausstellungen. „Wir machen damit die Schlösser für neue Besuchergruppen zu attraktiven Zielen“, so Andreas Falz, der stellvertretende Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten bei der Präsentation der Ausstellung im Bruchsaler Schloss. Derzeit ist etwa in Schloss Schwetzingen eine viel beachtete Schau mit Grafiken des modernen Klassikers Joan Miró zu sehen (noch bis zum 7. April. Informationen: www.schloss-Schwetzingen.de).
Öffnungszeiten Schloss Bruchsal
Di - So 10.00 - 17.00 Uhr (Mo nur an Feiertagen geöffnet)
Eintritt
Erwachsene 6,00 € / Ermäßigte 3,00 €
(gilt für Schloss, Museen im Schloss und Sonderausstellung)
Führung und Gespräch mit Carmen Oberst, Martin Conrad, Jaakov Blumas
Samstag, 5. Januar 2013, 15.00 – 17.00 Uhr
Führung mit Carmen Oberst und Finissage
Freitag, 15. März 2013, 15.00 – 17.00 Uhr
CARMEN OBERST
geboren in Bruchsal, aufgewachsen in Karlsruhe. Lebt in Hamburg.
In den 20er-Jahren wurde die Fotografie durch das Fotogramm und die Solarisation in ihrer künstlerischen Bildsprache erweitert. In dieser Traditionslinie versteht sich auch Carmen Oberst mit ihrer in den 80er-Jahren eigenständig entwickelten Photochemischen Malerei. Die Fotolabor-Prozesse gewinnen einen entscheidenden Einfluss auf das fotografische Bildergebnis, die Grenzen der künstlerischen Fotografie werden dadurch erweitert. Carmen Oberst bezieht sich mit der aktuellen Installation auf den darunter liegenden Gartensaal. Ähnlich wie die zarten Freskomalereien verblassen, so verblassen eines Tages die Pflanzen-Fotogramme aus dem Jahr 2012.
www.photokunstraum-hamburg.com
JAAKOV BLUMAS
Geboren in Vilnius, Litauen, aufgewachsen in Tel Aviv, Israel. Lebt in Hamburg.
Auf den ersten Blick lassen sich die vergleichsweise elementaren Formen der Bilder von Jaakov Blumas auf Bekanntes zurückführen. Deutlich bestimmte Volumen geben scheinbar klare Signale. Schnell meint man "Blechtonne", "Schallplatte", "Walze" oder "Pfauenfederglanz" zu erkennen. Doch die Dimensionen und die impliziten konstruktiven Unwahrscheinlichkeiten machen es dann unmöglich, die Arbeiten eindeutig als Abbildungen eines Gegenstandes zu identifizieren.
In diesem Prozess des Wiedererkennens von etwas noch nie Gesehenem entsteht in der Vorstellung der Betrachter ein Pulsieren zwischen beruhigendem „Ja, kenn ich schon" und irritierender Öffnung ungeahnter Raumverformungen. Plastisch, mindestens wie Reliefs, wirken die Arbeiten. Doch so dreidimensional die Werke auch wirken, es sind allesamt Bilder auf Leinwand oder Hartfaserplatten. Allerdings beschränken sie sich nicht auf ein rechteckiges Bildformat, sondern greifen als „shaped canvases“ auf die Wand aus. So wird deren leere Fläche mitgeformt und zum Teil der Atmosphäre um die zentralen Bildkonstruktionen. Auf diese Weise entfalten die Bilder die Kraft, die Wahrnehmung des Ausstellungsraumes zu verändern.
Trotz der unzweifelhaften Dominanz der raumdefinierenden konstruktiven Überraschungen handelt es sich eindeutig um Malerei, deren Finesse nicht zuletzt im metallischen Glanz der trockenen Oberfläche erkennbar ist. So entstehen in der aus der Nähe eher stumpfen, mehrschichtigen Malerei mit ihren im Bild belassenen Konstruktionsspuren in der Fernwirkung die leuchtenden Glanzlichter der die wie ausgeschnitten wirkenden, anscheinend abgebildeten Objekte.
www.jaakov-blumas.net
MARTIN CONRAD
Geboren in Grünstadt, aufgewachsen in Mainz. Lebt in Hamburg.
Die Arbeiten definieren sich aus einer gemeinsamen Struktur von Entgrenzen und Halten, einer Überlagerung von Ausdehnen malerischen Farbfelder und Einschließen der Offenheit durch lineare Strukturen. Bewirkt die rasche Präsenz der Farbformen eine Umkehrung des vertrauten Sehens, der Hintergrund wird zum Vordergrund, so entfalten sich die transparenten Zeichnungsebenen langsam erst nach und nach. Ihre linearen Elemente sind Nachbildungen gesammelter Bildwelten, Bildpotenziale aus eigenen Archiven ethnologischen, biologischen, geografischen Zuschnitts. Das Archiv der Zeichnung ist in unterschiedliche Bereiche des Lebens horizontal geordnet und vertikal auf der Zeitachse in ältere Formen und neuere Formen des Jetzt geteilt. Auf den Bildern und Papierarbeiten werden beide Stränge in mosaikartigen Strukturen in Verbindung gesetzt.
Im wechselnden Focus des Blicks sprechen disparat und bruchstückhaft verwebte Motive die Assoziationsfähigkeit des Betrachters an. Sie werden im Bild zu Zeichen eines visuellen Vokabulars und tragen in sich eine Bedeutungsmultivalenz ohne die Absicht eines Erklärungsmodells. Eine künstlerische Konzeption, die die Mitarbeit zwischen Bild und Betrachter erfordert. Sie zielt auf den inneren Raum des Betrachters, in dem Erinnerung durch Imagination entsteht und die Auflösung gewohnter Sinnbezüge festgelegte Erinnerung in Frage stellt.
www.martinconrad.com
Die Texte über Carmen Oberst, Martin Conrad und Jaakov Blumas wurden jeweils von den drei Künstlern zur Verfügung gestellt.
Donnerstag, 3. Januar 2013
Schloss Bruchsal |
Ausstellungen
AUSSTELLUNG VOM 5. JANUAR BIS 15. MÄRZ 2013
Das neue Jahr startet im barocken Schloss Bruchsal mit aktueller Kunst: Vom 5. Januar bis zum 15. März zeigen die Staatlichen Schlösser und Gärten in der einstigen fürstbischöflichen Residenz Arbeiten von Carmen Oberst, Martin Conrad und Jaakov Blumas.