DAS ENDE EINER ÄRA
Der 25. Juni 1864 war für Württemberg ein tiefer Einschnitt: In den frühen Morgenstunden des Tages starb König Wilhelm I. Fünf Tage später wurde er feierlich in der Grabkapelle auf dem Württemberg beigesetzt. Der Monarch hatte sein Land fast 50 Jahre lang regiert, reformiert und modernisiert. Unter ihm wandelte sich das arme Agrarland: Die Industrialisierung begann im Land und Württemberg wurde zu einem Verfassungsstaat. Seine Herrschaft begann der Sohn von König Friedrich I. jedoch in einer denkbar schlechten Situation. Als er 1816 die Regierung antrat, litt Württemberg nicht nur unter den Folgen der Napoleonischen Kriege, sondern auch unter einer extremen Hungerkrise. 1815 war in Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen. Das Ereignis am anderen Ende der Welt veränderte Europa und Württemberg: 1816 ging als das „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. Durch einen äußerst kalten Sommer kam es zu Missernten, die Lebensmittelpreise explodierten. Nicht nur in Württemberg litten die Menschen an Hunger.
EIN REFORMER UND LANDWIRT AUF DEM THRON
In dieser Situation versuchten Wilhelm und seine Frau Katharina, die Tochter des russischen Zaren, ihrem Volk zu helfen: Wohltätigkeit und soziales Engagement verschafften dem jungen Königspaar einen geradezu legendären Ruf, der die Erinnerung an Katharina Pawlowna bis heute prägt. Die Königin gründete den „Zentralen Wohltätigkeitsverein“ und König Wilhelm begann, die württembergische Landwirtschaft zu modernisieren. Viele große und kleine Veränderungen gehen auf diese Zeit zurück, das Cannstatter Volksfest als landwirtschaftliche Leistungsschau ebenso wie die Universität Hohenheim, das fette schwäbisch-hällische Landschwein genauso wie der moderne Weinbau.
KATHARINA UND WILHELM: NUR EINE KURZE EHE
Kennengelernt hatte sich das königliche Paar beim Wiener Kongress 1815. Für beide war es jeweils die zweite Ehe. Ihre Verbindung war allerdings nur von kurzer Dauer: Bereits im Frühjahr 1819 starb Katharina überraschend. Der erschütterte König ließ für ihr weithin sichtbares Mausoleum die alte Stammburg der Familie auf dem Württemberg schleifen. „Die Liebe höret nimmer auf“ – diese Inschrift, ein Bibelzitat, schmückt das Portal der Grabkapelle. Von seiner zehn Jahre später vollendeten neuen Sommerresidenz Schloss Rosenstein hatte Wilhelm übers Neckartal den direkten Blick auf die Grabkapelle. Zugleich heiratete der König aber schon kurz nach dem Tod seiner Frau Katharina erneut.
DIE LETZTE RUHESTÄTTE DES KÖNIGS
König Wilhelm starb am 25. Juni 1864 mit 83 Jahren auf Schloss Rosenstein. In seinem Testament ordnete er an, dass sein Leichnam „in nächtlicher Stille das Schloss verlassen“ sollte. In einer Prozession sollte sein Leichnam zur Grabkapelle überführt werden, damit er „mit dem ersten Sonnenstrahl auf dem Rothenberg ankomme“. Fünf Tage nach seinem Tod, am frühen Morgen des 30. Juni, wurde sein Wunsch umgesetzt: Am Wegrand verabschiedeten sich hunderte von Württembergern von ihrem geliebten König. Bis zuletzt dachte Wilhelm an Katharina: „Ich will ruhen in dem schon vor Jahren erbauten Grab neben meiner verewigten Gemahlin Katharina, wie Ich es Ihr versprochen habe.“ Noch heute liegen König Wilhelm und Königin Katharina in einem eindrucksvollen Doppelsarkophag in der Gruft der Grabkapelle.
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