DAS KLOSTER GROSSCOMBURG IM „DRITTEN REICH“
Nach dem Einmarsch der Amerikaner im April 1945 war es für einige Zeit unklar, wie die Gebäude von Kloster Großcomburg genutzt werden sollten. Wie viele geschichtsträchtige Monumente in Deutschland hatten die Nationalsozialisten auch die Großcomburg für ihre Zwecke missbraucht. Während des Krieges diente die Anlage als Lager für Kriegsgefangene. 1941 waren hier beispielsweise insgesamt 400 Franzosen untergebracht, 1943 waren es 186. Anfangs mussten die Gefangenen in der Landwirtschaft, später in Rüstungsbetrieben arbeiten. Außerdem wurden verschiedene Behörden aus der Stadt auf die Comburg verlagert.
MASSNAHMEN GEGEN DIE NOT
Am 19. Juni 1945 wurde beschlossen, dass auf der Comburg bei Schwäbisch Hall Notwohnungen entstehen sollten. Zwar war der Zweite Weltkrieg in Europa bereits im Mai zu Ende gegangen und die schlimmsten Schrecken überstanden – die alltägliche Not bestand jedoch fort. Viele „displaced persons“ mussten untergebracht werden. Das waren zum einen die Zwangsarbeiter der NS-Zeit, die überwiegend aus Osteuropa geholt worden waren. Mit dem Ende des Krieges kamen aber auch immer mehr Flüchtlinge dazu. Das Bezirksbauamt Schwäbisch Hall legte daher fest, dass in den Gebäuden der Comburg Notwohnungen eingerichtet werden sollten.
EINE FÜHRUNG DURCH DAS KLOSTER
Aus der unmittelbaren Nachkriegszeit liegt ein außergewöhnliches Foto vor: Es ist die einzig bekannte Aufnahme, die amerikanische Besatzungstruppen auf der Comburg zeigt. Das Bild zeigt einen Geistlichen, umringt von US-Soldaten. Der Ort lässt sich exakt lokalisieren: Es ist die Schenken- und Josephskapelle in der Comburg. Deutlich ist zu erkennen, wie der damalige Pfarrer Häusler den offenbar interessierten Soldaten eine Führung am historischen Ort gibt. Mit der Kapelle hatte er dafür einen besonders geschichtsträchtigen Ort ausgewählt: Bis zu ihrer Neugestaltung 1567 war sie Versammlungsraum des Klosters und Begräbnisstätte der Schenken von Limpurg. Schenk Friedrich V. und seine Frau Susanna Gräfin von Thierstein, die den Triumphbogen zur Josefskapelle stifteten, liegen dort begraben. Kunstvolle Grabmale zeigen das Stifterpaar wie zu Lebzeiten.
EINE WECHSELVOLLE KLOSTERGESCHICHTE
Die Geschichte des Klosters Großcomburg führt ins Hochmittelalter zurück: 1078 wurde das Benediktinerkloster gestiftet. Zahlreiche Niederadlige und Patrizier Schwäbisch Halls – Angehörige der Oberschicht – wurden Mönche auf der Comburg. 1488 wurde das Kloster in ein Chorherrenstift umgewandelt: Zu diesem gehörten zwölf adlige Chorherren und zwölf Chorvikare. Während die Vikare die geistlichen Verpflichtungen übernahmen, führten die adligen Chorherren ihren eigenen Haushalt in den Gebäuden des Klosters. Die Aufteilung der Gebäude lässt dies heute noch gut erkennen. Im Zuge der Säkularisation kam das Kloster 1802/1803 an Württemberg. Danach kamen für die Comburg wechselhafte Zeiten: Es war etwa die Residenz des württembergischen Prinzen Paul und Sitz des württembergischen Invalidencorps – ein Altersheim für Soldaten. 1926 zog hier eine der ersten Heimvolkshochschulen in Württemberg ein. Seit 1947 wird auf der Comburg diese pädagogische Tradition von der Staatlichen Akademie für Lehrerfortbildung fortgesetzt.
SERVICE UND INFORMATIONEN
KLOSTERAREAL UND WEHRGÄNGE
Mo-So, Feiertag 08.00 – 18.00 Uhr
STIFTSKIRCHE
Stiftskirche St. Nikolaus und Museumscafé aktuell geschlossen