Sonntag, 31. Mai 2020

Kloster Maulbronn | Allgemeines 31. Mai 1817: Georg Herwegh, berühmter Maulbronner Klosterschüler, wird geboren

Am 31. Mai 1817, genau vor 203 Jahren, wurde Georg Friedrich Rudolf Theodor Andreas Herwegh in Stuttgart geboren. Der politische Schriftsteller und Lyriker wuchs als Sohn eines Stuttgarter Gastwirts in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. In den 1830er-Jahren war er ein Schüler der Maulbronner Klosterschule – wie so viele kluge Köpfe in Südwestdeutschland. Schon in der Schulzeit in Maulbronn galt er als aufrührerisch – ein deutliches Vorzeichen. 1848 war er einer der führenden Köpfe beim Aufstand in Baden.

SCHULBILDUNG IN MAULBRONN

Georg Herwegh wurde 1817 als Sohn des Gastwirts Ludwig Ernst Herwegh und Rosine Catharina Herwegh geboren. Ab 1828 wohnte er bei Verwandten und besuchte die Lateinschule in Balingen. Sein Klassenkamerad war Gottlieb Rau – und der sollte sich 1848 ebenfalls als Organisator für Veranstaltungen und Märschen für die Einführung der Republik einsetzen, allerdings in Württemberg. Georg Herwegh besuchte von 1831 bis 1835 das Maulbronner Seminar und lebte in dieser Zeit wie alle Seminaristen im einstigen Kloster. Die klassische Laufbahn der Maulbronner Seminaristen im Königreich Württemberg folgte: Er wechselte zum Studium der Theologie und Rechtswissenschaften ans Tübinger Stift. Allerdings funktionierte das bei Herwegh nur noch kurz: Bereits ein Jahr später wurde er wegen Verstößen gegen die Stiftsordnung wieder entlassen und arbeitete ab da an als freier Schriftsteller in Stuttgart.

 

DER WEG ZUM SCHRIFTSTELLER
Herweghs umfassende literarische Kenntnisse machten ihn zu einem glänzenden Publizisten und Kritiker. 1839 musste er in die Schweiz fliehen: Er war aus dem württembergischen Militärdienst desertiert. Mit seinen „Gedichten eines Lebendigen“ gelang ihm dort 1841 sein literarischer Durchbruch. Von Herbst 1841 bis Februar 1842 reiste Herwegh nach Paris und traf dort unter anderen Heinrich Heine. Der berühmte Spötter sollte ihn später in seinem Gedicht „An Georg Herwegh“ ironisch als „eiserne Lerche“ bezeichnen sollte. Zurück in Zürich plante Herwegh den „Deutschen Boten aus der Schweiz“ zum Kampf gegen die politische Unterdrückung in Deutschland einzusetzen. 1842 reiste er nach Deutschland, um Mitarbeiter für sein Zeitschriftenprojekt zu gewinnen. Nach einer Audienz beim preußischen König Friedrich Wilhelm IV., ließ dieser die Zeitschrift noch vor ihrer Veröffentlichung verbieten.

 

HERWEGHS POLITISCHES ENGAGEMENT  
Herwegh wurde in der Revolution von 1848 nicht nur als Schriftsteller verehrt. Als Führer eines bewaffneten Freiwilligenverbandes beteiligte er sich, zusammen mit seiner Frau, am badischen Aufstand. Sie waren von Paris aus den radikaldemokratischen  Aufständischen um Friedrich Hecker zur Hilfe geeilt. Nach dessen Scheitern flüchteten die Herweghs erneut in die Schweiz. 1863 ernannte ihn Ferdinand Lassalle zum Bevollmächtigten des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Herweghs bekannteste Verse, das von Hanns Eisler vertonte Gedicht „Mann der Arbeit, aufgewacht“ gehörte zum Liedgut der Arbeiterbewegung.

 

RÜCKKEHR NACH DEUTSCHLAND

1866 kehrte er als Mitstreiter der Arbeiterklasse nach Deutschland zurück und schloss sich drei Jahre später der neuen marxistisch-revolutionären Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) an. Herwegh wurde zum ständigen Mitarbeiter des sozialdemokratischen Blatts „Der Volksstaat“ und veröffentlichte in dieser Position seine schärfsten politischen Gedichte. Er verurteilte darin den preußischen Militarismus, den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und das deutsche Kaiserreich. Am 7. April 1875 starb Herwegh in Lichtental, das heute zu Baden-Baden gehört.

 

Service und Informationen

Kloster Maulbronn, der Ort, an dem Georg Herwegh zur Schule ging, hat nach der Corona-Schließung wieder täglich von 9.00 bis 17.30 Uhr geöffnet. Zur Wahrung der Vorschriften der Corona-Verordnungen hat die Klosterverwaltung den Rundgang durch Klausur und Klosterkirche als Einbahnstraße geregelt.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Kloster Maulbronn

Klosterhof 5

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