VON PRAG NACH WÜRTTEMBERG
Der 23. Mai 1618 markiert den Beginn des Dreißigjährigen Kriegs. Der blutige Konflikt zog eine Spur der Vernichtung durch Mitteleuropa. Auch Kloster Maulbronn war betroffen. Württemberg war sogar eines der am stärksten zerstörten Gebiete. Was geschah an diesem 23. Mai? Die protestantische Stände Böhmens stürzten – aus Protest gegen die Religionspolitik des katholischen Herrschers – die drei königlichen Statthalter aus dem Fenster des Königspalasts in Prag. Trotz des 17 Meter tiefen Falls überlebten die drei. Der Kaiser erklärte daraufhin den aufrührerischen Protestanten den Krieg.
EIN DREISSIGJÄHRIGER RELIGIONSKRIEG?
Der Dreißigjährige Krieg weitete sich rasch aus. Anfangs war er wohl noch ein Religionskrieg – die protestantischen Böhmen gegen den katholischen Kaiser –, rasch wurde er jedoch zum europäischen Mächtekrieg. Spätestens mit dem Kriegseintritt der katholischen Franzosen 1635 an der Seite der protestantischen Schweden war es kein Religionskrieg mehr. Aber auch schon in den Jahren zuvor unterstützte Frankreich Schweden mit Geldzahlungen, solange sie weiter Krieg gegen den römisch-deutschen Kaiser führen würden. Zudem täuscht der Name „Dreißigjähriger Krieg“. Der Konflikt war nicht einheitlich. Vielmehr waren es verschiedene Konflikte, die sich miteinander verbanden. Und der Krieg war nicht durchgängig, da im Winter keine Feldzüge unternommen wurden.
DER KRIEG KOMMT NACH WÜRTTEMBERG
Lange Zeit blieb das Herzogtum Württemberg vom Dreißigjährigen Krieg verschont. Zwar näherte sich der Krieg; im Herzogtum selbst herrschte jedoch lange Zeit Ruhe. 1629 ändert sich dies durch das sogenannte „Restitutionsedikt“: Der Kaiser verfügte, dass alle Klostergüter, die nach 1552 von den Protestanten beschlagnahmt wurden, zurückzugeben waren. Württemberg verlor dadurch rund ein Drittel seines Gebietes und seiner Einwohner: 14 ehemalige Mönchs- und 36 Nonnenklöster wurden wieder katholisch. 1630 traten zudem die protestantischen Schweden in den Krieg ein. Bereits ein Jahr später standen sie an den Nordgrenzen von Württemberg. Von hier aus lag ihnen die sogenannten „Pfaffengasse“ offen: die reichen katholischen Bistümer und Abteien. 1632 besetzen die Schweden Württemberg und stießen sogar bis zum Bodensee vor. Das Herzogtum schlug sich auf die Seite Schwedens; dennoch tobte der Krieg in den folgenden Jahren im deutschen Südwesten.
KLOSTER MAULBRONN im DREISSIGJÄHRIGEN KRIEG
Vom Prager Fenstersturz am 23. Mai 1618 führt eine direkte Linie nach Maulbronn. 1630 wurde das stattliche Kloster – aufgrund des Restitutionsedikt – an katholische Zisterziensermönche übergeben. Die evangelische Klosterschule wurde daraufhin nach Urach verlegt. Es folgte ein Hin und Her der Fronten. Erst durch den Westfälischen Frieden 1648 wurde das Kloster wieder evangelisch. Bis aber die Klosterschule wiedereröffnet wurde, dauerte es noch weiter acht Jahre: Erst 1656 kamen die Schüler nach Maulbronn zurück. Heute lässt sich nicht mehr direkt erkennen, was im Dreißigjährigen Krieg im Kloster Maulbronn geschehen ist: Das Kloster zeigt keine Kriegsspuren. Eine markante Erinnerung aus dieser Zeit steht jedoch bis heute direkt vor der Klausur: Die große Linde im Klosterhof wurde wohl bald nach dem Krieg gepflanzt. Nach dem der Frieden 1648 geschlossen war, feierten die Menschen an vielen Orten Friedensfeste und pflanzten Friedenslinden als dauernde Erinnerung. Die Linde vor der Westfassade des Klosters und vor dem „Paradies“ gehört nach der lokalen Maulbronner Überlieferung zu diesen sogenannten Friedenslinden, die nach dem Dreißigjährigen Krieg gepflanzt wurden.
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