Donnerstag, 23. April 2020

Residenzschloss Rastatt | Allgemeines 29. April 1799: Der Rastatter Gesandtenmord, bis heute ungeklärt

In der Nacht des 29. April 1799 geschahen nahe Rastatt zwei Morde, die noch lange Anlass zu Spekulationen und Gerüchten gaben – bis heute sind sie nicht aufgeklärt. Zuvor war das Rastatter Residenzschloss für zwei Jahre der Verhandlungsort preußischer, österreichischer und französischer Diplomaten. Im eindrucksvollen markgräflichen Schloss sollten die Gesandten weitreichende Fragen des Friedens in Europa besprechen und entscheiden. Allerdings: Die Unterredungen verliefen ergebnislos. Das Residenzschloss Rastatt war über die Jahrhunderte immer wieder der Schauplatz für bedeutende Momente der europäischen Geschichte. Und der Rastatter Gesandtenmord von 1799 steht bis heute als ungeklärtes politisches Verbrechen in den Geschichtsbüchern.

FRIEDENSSCHLUSS MIT GEHEIMNIS

In der Nacht des 29. April 1799 fanden zwei Morde bei Rastatt statt, die Europa noch lange beschäftigen sollten. Damals tagtes seit zwei Jahren im imposanten Residenzschloss der Rastatter Kongress. Sein Ziel war es, die endgültigen Regelungen des Friedens von Campo Formio mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation festzulegen. Der Frieden war zwei Jahre zuvor, im Jahr 1797 zwischen Frankreich und dem österreichischen Kaiser Franz II. geschlossen worden. Er behandelte territoriale Fragen zwischen den beiden Großmächten. In einem geheimen Zusatzartikel akzeptierte der Kaiser dabei den Rhein als Ostgrenze Frankreichs – dies hatte zur Folge, dass zahlreiche Territorien des „Alten Reiches“, die westlichen des Flusses lagen, an Frankreich fallen würden. Der Rastatter Kongress sollte die Ergebnisse dieses Zusatzartikels näher bestimmen.

 

DAS ENDE DER DIPLOMATIE
Am 22. April 1799 fand die letzte Sitzung des Friedenskongresses – insgesamt waren es 97 – im Residenzschloss statt. Die versammelten Diplomaten von Preußen, Österreich und Frankreich kamen zu keinem Ergebnis. Frankreich hatte zudem bereits am 12. März 1799 Österreich wieder den Krieg erklärt. Am 23. April reisten die preußischen und österreichischen Diplomaten ab, die französischen hingegen blieben noch und sollten – so die Anweisung des französischen Außenministers – spionieren. Kurz darauf wurde ihnen ein Ultimatum gestellt: Binnen 24 Stunden sollten sie abreisen. In der darauffolgenden Nacht, am 28. April, verließen sie Rastatt. Wenige Stunden später waren zwei der vier französischen Diplomaten tot.

 

DIE MORDE WURDEN NIE AUFGEKLÄRT

Was konkret geschah und wer hinter den Morden steckte, konnte nicht geklärt werden – bis heute. Fest steht nur, dass zwei der französischen Gesandten entkamen, die beiden anderen bei Rastatt ermordet und – was sehr außergewöhnlich war – noch direkt am Abend des 29. April beigesetzt wurden. Daraufhin wurde von österreichischer Seite eine Kommission eingerichtet, die über ein halbes Jahr tagte. Ihre Ergebnisse wurden nach Wien gesandt. Dort verschwindet jedoch jede Spur. Die damaligen Ermittlungen vor Ort brachten auch kein Ergebnis. Zwar brüsteten sich mehrere Soldaten mit den Morden, die gerichtlichen Untersuchungen verliefen jedoch ergebnislos.

 

DAS RESIDENZSCHLOSS ALS ORT DER HÖCHSTEN DIPLOMATIE

Noch das ganze 19. Jahrhundert über wurde heftig gestritten, wer den Mord in Auftrag gegeben haben könnte. So beschuldigte die französische Republik die britische Regierung, die preußische hingegen die österreichische. Andere vermuteten französische Emigranten hinter der Tat, manche sogar den französischen Feldherrn und Politiker Napoleon Bonaparte, der später zum Kaiser der Franzosen wurde. Im Residenzschloss, errichtet vom Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, hatte bereits am Beginn des 18. Jahrhundert einmal höchste Diplomatie residiert. 1714 war hier, auch damals zwischen den Diplomaten aus Wien und Paris, der Frieden von Rastatt geschlossen worden, der ein Jahrhundert der Kriege beendet hatte.

 

Information

Aktuell ist das Residenzschloss Rastatt wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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