KRIEG, GLÜCK UND WIDERSTAND
Vor genau 75 Jahren, am 13. April 1945, endete der Zweite Weltkrieg für Rastatt. Das Residenzschloss und die umliegende barocke Innenstadt überstanden den fast sechs Jahren dauernden Krieg verhältnismäßig gut – ein Glücksfall, gerade im Vergleich mit den benachbarten Städten Karlsruhe und Bruchsal. Nach einer Bombardierung im Januar, die wenig Schäden angerichtet hatte, erreichte die französische Armee am 12. April Rastatt. Innerhalb eines Tages wurde die Stadt fast vollständig eingenommen. Die Kreisleitung der NSDAP flüchtete und der „Volkssturm“, das letzte militärische Aufgebot, zu dem alle Männer von 16 bis 60 Jahren herangezogen worden waren, ließ die Waffen fallen. Nur in der Nähe des Residenzschlosses, beim Kommandostand des örtlichen Befehlshabers in einer der Rastatter Kasernen, dem Hilberthof, gab es Widerstand. Am 13. April schickten die Franzosen daher den gefangenen deutschen Polizeihauptmann mit einer Nachricht: Sollte der Widerstand nicht eingestellt werden, so würde das Schloss und die ganze Stadt zerstört werden. Daraufhin ergaben sich die deutschen Soldaten.
BEGINN DER BESATZUNGSZEIT
Nach der Eroberung der Stadt nutzten die französischen Besatzungskräfte das Schloss für sich. Die barocke Residenzanlage, die der badische Markgraf Ludwig Wilhelm am Ende des 17. Jahrhunderts begonnen hatte, sollte auch für den „Türkenlouis“ so etwas wie die Bühne werden, auf der er sich als der siegreiche Feldherr präsentierte. Nicht anders nutzte nun die französische Armee die mächtigen Fassaden des Ehrenhofes. Eindrucksvolle Fotos, kurz nach Kriegsende aufgenommen, dokumentieren dies. Sie zeigen die französischen Truppen beim Einmarsch ins Residenzschloss und den Ehrenhof als Kulisse für eine Militärparade nordafrikanischer Einheiten des französischen Heers in Paradeuniform mit Umhang und Säbel. Die kolonialen Soldaten waren ein Teil der Truppen, die Baden besetzten. Ab 1946 richtete das französische Militär dann im Ahnensaal des Schlosses ein Gericht ein, vor dem die Verfahren gegen viele Kriegsverbrecher des „Dritten Reiches“ stattfanden.
Information
Aktuell ist das Residenzschloss Rastatt wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.