Sonntag, 5. April 2020

Residenzschloss Ludwigsburg | Allgemeines Am 5. April 1758 gegründet: Die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur

Der 5. April ist der Gründungstag der Ludwigsburger Porzellanmanufaktur: Ab Frühjahr 1758 setzte Herzog Carl Eugen viel Geld ein, damit auch in Württemberg das begehrte „Weiße Gold“ hergestellt werden konnte. Was höfische Manufakturen wie die in Ludwigsburg anfangs nur für den Luxus in der Umgebung des Herrsches produzierten, das sollte bald schon zum beherrschenden Material auf allen Tischen werden.

BEGEHRTES MATERIAL IN GANZ EUROPA
Schon seit dem 16. Jahrhundert hatten die europäischen Fürstenhöfe das exotische, Porzellan aus China und Japan importiert; enorme Summen flossen dafür aus Europa nach Asien. Daher betrieb man im Westen mit großer Intensität die Suche nach der geheimen Rezeptur. 1708 gelang die „Erfindung“ des europäischen Porzellans durch den Alchemisten Johann Friedrich Böttger und den Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus am sächsischen Hof. 1710 gründete deshalb der leidenschaftliche Porzellansammler Kurfürst August der Starke von Sachsen in Meißen die erste europäische Porzellanmanufaktur. Trotz höchster Vorsichtsmaßnahmen gelangte die Kenntnis der geheimen Rezeptur auch an andere Höfe, so dass schnell weitere Manufakturen entstanden. Ludwigsburg sollte die späteste dieser Gründungen sein.

 

GRÜNDUNG OHNE ROHSTOFFE
Denkbar ungünstig waren die Voraussetzungen für die Gründung einer herzoglichen Porzellanmanufaktur in Ludwigsburg. Weder die benötigten Rohstoffe – Kaolin, Quarz und Feldspat – gab es in der Nähe, noch ausreichend Holz. Und noch weniger gab es Fachleute im Land. Dennoch beschloss Herzog Carl Eugen am 5. April 1758 „in dero Residenz Stadt Ludwigsburg eine Porcelaine fabrique zu errichten“. Zuerst war sie in der sogenannten „Talkaserne“ untergebracht. Der Herzog stellt viel Geld zur Verfügung, denn der Rückstand gegenüber den bestehenden Manufakturen sollte schnell aufgeholt werden. Im Februar 1759 verpflichtete er mit dem „Arkanisten“ Joseph Jakob Ringler einen Direktor, der zuvor in Wien, Höchst und Nymphenburg gearbeitet hatte. Das geheime Herstellungsrezept hatte er der Tochter des Wiener Porzellanmanufakturdirektors entlockt.

 

DIE MANUFAKTUR ENTSTEHT UND WÄCHST

Im Mai 1759 kam der Maler und Entwerfer Gottlieb Friedrich Riedel dazu, der sich in Meißen, Höchst und Frankenthal bereits einen Namen gemacht hatte. Zufrieden mit der bisherigen Entwicklung erhöhte der Herzog seine jährlichen Zuwendungen. Und die Manufaktur wuchs: 1760 waren es bereits über 100 Beschäftigte, so dass man sie 1760 in das ehemalige Jägerhaus in der Schorndorferstraße 42 verlegte. Umfangreiche Werkstätten wurden gebaut, die heute nicht mehr erhalten sind: Sie konnte bei archäologischen Grabungen nachgewiesen werden.

 

DER HERZOG IST DER WICHTIGSTE AUFTRAGGEBER

Die Manufaktur blieb teuer, denn Württemberg bot keine geeignete Porzellanerde. Und auch das viele Brennholz musste man aus dem Schwarzwald beziehen. Wichtigster Auftraggeber war selbstverständlich der Herzog persönlich, der mit Begeisterung Porzellan aus seiner Manufaktur an vornehme Gäste verschenkte. Neben dem württembergischen Herzog fanden sich aber auch weitere Abnehmer. Über ein weitverzweigtes Netz von Niederlassungen wurden die Produkte in Stuttgart, Sulz, Bönnigheim, Heilbronn, Frankfurt, Köln, in der Schweiz, den Niederlanden und auf Messen vertrieben.

 

KÜNSTLERISCHE MEISTERLEISTUNGEN

Gottlieb Friedrich Riedels Entwürfe erregten bald Aufmerksamkeit. Berühmt ist seine Zeichnung einer Kaffeekanne mit Schuppenrelief, angeblich inspiriert von Tannenzapfen. 1765 entstand dieses für die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur charakteristisches Dekor. Beliebt waren die Figuren aus Porzellan, seien es die Papageien, elegante höfische Szenen wie die „Dame am Spinett“ oder, das größte Figurenensembles, die „Venezianische Messe“. Der Herzog setzte seine Hofkünstler ein für die Entwürfe – und es entstanden absolute Meisterwerke der spätbarocken Skulptur im Miniaturformat und in diesem besonderen Material.

 

NIEDERGANG IN ETAPPEN

Herzog Carl Eugen verlor bald wieder das Interesse an seiner Gründung und damit schwand die wirtschaftliche Basis der Manufaktur. Erst der spätere König Friedrich nutzte die Manufaktur wieder für große Aufträge. Unter anderem ließ er das „Goldene Service“ mit Monogramm und königlichen Wappen anfertigen. Mit dem Tod des Königs im Jahre 1816 endete auch diese letzte Blütezeit. Sein Nachfolger König Wilhelm I. schloss die Manufaktur am 11. Oktober 1824. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwachte wieder das Interesse an Ludwigsburger Porzellan und den alten Fertigungstechniken: Es kam zur Neugründung. Die Meisterleistungen der Manufaktur werden heute Ludwigsburger Residenzschloss aufbewahrt: Dort versammelt das Keramikmuseum im Neuen Hauptbau die weltweit größten Bestände an „Weißem Gold“ aus Ludwigsburg. Und Restbestände der vor wenigen Jahren aufgelösten modernen Porzellanmanufaktur werden im Residenzschloss Ludwigsburg zu besonderen Termin zum Verkauf angeboten.

 

Information

Aktuell ist das Residenzschloss Ludwigsburg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ebenso wie alle Kultureinrichtungen geschlossen.

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