DER HOFSTAAT IN ZWERGENGESTALT
Am 18. September 1712 lieferte der Bildhauer Johann Jakob Sommer aus Öhringen „14 Stück bilder in gartten so zwerglin gestalt worden sind“. In diesem Jahr entstand also die Zwergengalerie, die heute mit insgesamt 16 Figuren die Balustrade gleich am Beginn des Schlossgartens schmückt. Die Gnome sollen, so werden sie heute verstanden, den Hofstaat und seine Bediensteten karikieren – auf humorvolle Weise. Eine Köchin und ein Wachtmeister, ein Jäger und eine Haushofmeisterin und viele mehr: Die ganze Umgebung im Garten wird von Göttern und antiken Helden bevölkert, hehren Gestalten der Mythologie. Da kann die Gegenwart der Männer und Frauen aus dem Weikersheim Schlossalltag fast als eine Geste des Respekts verstanden werden. Ihre Stellung als Hofbedienstete zeigt sich jedoch in ihrer Größe und Typik – und in der oft drolligen und witzigen Darstellung, die sich ganz von den eleganten und heroischen Posen der großen Skulpturen unterscheidet.
EINE VERLORENE BAROCKE TRADITION BEI DER BUGA PRÄSENT
Die Weikersheimer Zwerge stehen in der Tradition der Karikaturen des französischen Zeichners und Grafikers Jacques Callot (1592–1635). Seine Stiche fanden weite Verbreitung und wurden zum Vorbild für Figuren – meist im kleinen Format. Anfang des 18. Jahrhunderts waren sie in Süddeutschland, Österreich, Böhmen, Mähren und Oberitalien weit verbreitet. Auch im größeren Format gab es Zwerge und wie in Weikersheim wurden sie in den Schlossgärten aufgestellt. Fast alle dieser Figurenensembles sind heute verloren: Weikersheim bietet eines der allerletzten Beispiele für diese besondere Form der barocken Ästhetik. Deswegen haben die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg auch die Weikersheimer Zwerge für die BUGA ausgewählt: Abgüsse der originalen barocken Figuren schmücken den Garten in Heilbronn.
DER GRAF UND DIE ANTIKEN GÖTTER
Weikersheim ist berühmt für die vielen originalen Figuren aus dem 18. Jahrhundert. Die Sandsteinskulpturen spielen auf die Götter- und Sagenwelt der griechischen und römischen Antike an. Wer damals zur vornehmen Gesellschaft gehörte, konnte diese Anspielungen lesen und deuten. Graf Carl Ludwig von Hohenlohe-Weikersheim, der Weikersheimer Landesherr, der den Garten anlegen ließ, verglich sich wie alle Herrscher des Barock mit den Göttern und Helden der Antike. Ein ungewöhnlicher Kontrast dazu sind die berühmten Zwerge des Schlossgartens. Dem Grafen war der Garten so wichtig, dass er gleich nach seinem Regierungsantritt 1708 die notwendigen Aufträge an Handwerker und Künstler vergab.
FUNKELNDE BRUNNEN UND BASSINS SPIEGELN DEN HIMMEL
Der Schlossgarten von Weikersheim ist reich dekoriert und ausgestattet. Das ist typisch für einen barocken Schlossgarten. Spiegelnde Wasserflächen und lebendige Springbrunnen gehören dazu. In Weikersheim konnten die Becken, die im Lauf der Jahrhunderte verloren gegangen waren, nach und nach durch archäologische und historische Untersuchungen wiederhergestellt werden. Besonders effektvoll ist das große Bassin am Ende des Gartens: Seine Wasserfläche spiegelt die Orangerie. Ein Spaziergang durch den Schlossgarten von Weikersheim ist ein Besuch in einer längst vergangenen Epoche. Kaum irgendwo ist das Barockerlebnis so unverfälscht wie in diesem Schlossgarten – und das Ganze im reizvoll überschaubaren Maßstab der Residenz eines Grafen.
SERVICE
ÖFFNUNGSZEITEN DES SCHLOSSGARTENS
Mo – So 9.00 – 18.00 Uhr
letzter Einlass 18.00 Uhr
EINTRITT SCHLOSSGARTEN
Erwachsene 3,50 €, ermäßigt 1,80 €, Familien 8,80 €
EINTRITT SCHLOSS MIT FÜHRUNG UND SCHLOSSGARTEN
Erwachsene 6,50 €, ermäßigt 3,30 €, Familien 16,30 €
INFORMATIONEN UND ANMELDUNG
Schloss und Schlossgarten Weikersheim
Marktplatz 11
97990 Weikersheim
Telefon +49 (0) 79 34 . 9 92 95 - 0
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