Mittwoch, 17. April 2019

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen | Sonstige Veranstaltungen Riesen mit jahrhundertealter Geschichte: Ausflüge zum Tag des Baumes am 25. April

In den Schlossgärten in Baden-Württemberg spürt man nicht nur etwas vom Glanz des höfischen Lebens früherer Jahrhunderte. Diese grünen Paradiese sind die Heimat von jahrhundertealten Bäumen. Für die Erkundung der eindrucksvollen Baumriesen bietet sich der „Tag des Baumes“ am 25. April an: etwa in den historischen Arboreten des Schlossgartens Schwetzingen.

LANDSCHAFTSBILDER UND BAUMSAMMLUNGEN IN SCHWETZINGEN

Im Schlossgarten Schwetzingen erwartet die Besucherinnen und Besucher eine eindrucksvolle Baum- und Pflanzenvielfalt. Ein Spaziergang durch den Garten führt durch eine kunstvoll inszenierte Abfolge von Landschaftsbildern. Der Gartenarchitekt Friedrich Ludwig von Sckell legte ab 1777 einen englischen Landschaftsgarten um den älteren Barockgarten an. Am nordwestlichen Rand des Schlossgartens entstand das „Arborium Theodoricum“; der Baumlehrgarten des Kurfürsten Carl Theodor. Dafür durfte Schlossgärtner Friedrich Ludwig von Sckell im großen Stil einkaufen: Von einer Englandreise brachte er eine ganze Schiffsladung exotischer Baumsetzlinge mit. Beziehungsreich steht mitten im Garten ein „Tempel der Waldbotanik“. Die alten Baumriesen in diesem romantisch anmutenden Teil des Schwetzinger Gartens, der ältesten Partie im Stil des englischen Landschaftsgartens, sind eindrucksvoll. Viele davon sind heute noch genau so exotisch und rar wie vor 200 Jahren.

 

SCHWETZINGEN ALS PROTOTYP DES ENGLISCHEN GARTENS

Im Gegensatz zu den strengen Symmetrien der französischen Anlagen wollte Sckell einen natürlich wirkenden Garten erschaffen – ganz im Sinne der damaligen Philosophie. Mit seiner Arbeit verhalf Sckell dem landschaftlichen Gartenstil zum Durchbruch. Und zwar nicht nur in Schwetzingen, sondern auch in anderen Orten in ganz Süddeutschland: Nach dem Schwetzinger Garten schuf er eine andere berühmte Anlage – den Englischen Garten in München.

 

ARBORETUM – EIN GARTEN FÜR STUDIENZWECKE

Während der badischen Herrschaft entstand ab 1804 unter dem Nachfolger von Sckells, dem Gartenbaudirektor Johann Michael Zeyher, ein weiteres Arboretum. Im Areal nördlich der Orangerie, des Badhauses und des Naturtheaters legte Zeyher einen forstbotanischen Garten zu Studienzwecken für junge Gärtner an, in dem er die stolze Zahl von 9.500 Gehölzen sammelte – eine in Deutschland damals einzigartige Auswahl. Viele dieser Schätze – wie beispielsweise der Jahrtausendbaum Ginkgo, die imposanten mächtigen Mammutbäume oder der Maulbeerbaum – sind auch heute noch zu sehen und werden im Rahmen von Sonderführungen vorgestellt.

 

OBST FÜR DIE FÜRSTLICHE TAFEL

Ein weitläufiger Obstgarten schließt sich östlich an die Moschee an. Hier wurde bereits im 18. Jahrhundert Obst zur Versorgung des kurpfälzischen Hofs angebaut. Die heutige Bepflanzung mit Apfel- und Kirschbäumen verweist auf diesen nützlichen Aspekt des Schlossgartens. Die prachtvolle Blüte der direkt vor dem „Türkischen Garten“ der Moschee gepflanzten japanischen Zierkirschen entwickelt sich jedes Frühjahr zu einer bekannten Schwetzinger Besonderheit: Der große Obstgarten verwandelt sich dann für einige Tage in ein überwältigendes rosa Blütenmeer.

 

BAUM DES JAHRES IM SCHLOSSGARTEN

2019 rückt die „Baum des Jahres Stiftung“ eine Ulmenart ins Licht der Öffentlichkeit, die bisher wenig bekannt ist: die Flatterulme. Sie ist ein hochgewachsener Baum der Feuchtwälder und Flussauen, in ganz Mitteleuropa heimisch und kann bis zu 250 Jahre alt werden. Ein typisches Merkmal des ca. 30 Meter hohen Baumes ist die Asymmetrie der Blätter am Blattgrund. Im Schlossgarten Schwetzingen ist er seit einer Neupflanzung im Jahr 2012 wieder im nördlichen Boskett zu finden. Wie in der ursprünglichen Pflanzung des 18. Jahrhunderts ist die Flatterulme dort als regelmäßiges Raster in Form der „Fünf“ eines Würfels angeordnet. Diese „Quincunx“ genannte Struktur gegeneinander versetzter Baumreihen galt zur Zeit Kurfürst Carl Theodors als Höhepunkt der Gestaltung eines Gartenbosketts, denn sie bietet dem Besucher Schatten und gewährt im Gegensatz zu den mit Füllgehölzen dicht bewachsenen Rändern freien Durchblick.

 

VIELFALT DER GÄRTEN

Zu den Staatlichen Schlössern und Gärten gehören weitere lohnende Gartenanlagen, etwa der Barockgarten von Weikersheim, der nicht nur über ein barockes Gartenparterre verfügt, sondern auch einen Obstgarten bietet. Zu den Schlössern von Heidelberg, Rastatt und Bruchsal gehören ebenfalls historische Gärten mit altem Baumbestand. Der Botanische Garten in Karlsruhe ist eines der Herzstücke des Schlossgartens aus der Zeit der Stadtgründung vor 300 Jahren, in dem zahlreiche großartige Bäume zu erleben sind. Schloss Favorite in Ludwigsburg, direkt beim Residenzschloss, liegt inmitten von Baden-Württembergs ältestem Naturschutzgebiet – ein Refugium alter Baumriesen.

 

DER TAG DES BAUMES IN DEN SCHLOSSGARTEN UND PARKS
Der „Tag des Baumes“ wurde 1951 eingeführt. Er wird jedes Jahr am 25. April begangen und soll dazu beitragen, die Bedeutung der Bäume und des Waldes für den Menschen präsent zu halten – und auch an die wirtschaftliche Rolle des Waldes zu erinnern. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg ist der „Tag des Baumes“ ein Anlass, auf den Reichtum der historischen Gärten hinzuweisen: In vielen Fällen haben sich in den traditionsreichen Anlagen alte Baumriesen erhalten.

 

SERVICE

Der Eintritt ins Schwetzinger Arborium Theodoricum sowie Arboretum ist in der Eintrittskarte in den Schlossgarten erhalten. Zu den Arboreten des Schwetzinger Schlossgartens gibt es einen eigenen Kunstführer, der an der Kasse erhältlich ist.

Der Schlossgarten Schwetzingen ist vom 31. März bis 26. Oktober täglich von 9.00 bis 19.30 Uhr geöffnet.

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