Donnerstag, 22. März 2018

Kloster und Schloss Bebenhausen | Allgemeines 200 JAHRE „PREISEND MIT VIEL SCHÖNEN REDEN“

Es ist wohl das berühmteste Gedicht von Justinus Kerner: Die inoffizielle württembergische Hymne „Preisend mit viel schönen Reden“ feiert in diesem Jahr ein 200-jähriges Jubiläum. 1818 entstanden, spiegelt die Ballade den Stolz der Württemberger auf die eigene Geschichte. Im Mittelpunkt des Gedichts steht Eberhard im Bart, Herrscher der Zeit um 1500. Das Gedicht inspirierte am Ende des 19. Jahrhunderts den Bildhauer Paul Müller zu einer großen Marmorskulptur. Eine eindrucksvolle Bronze-Replik, ein patriotisches Denkmal im Zimmerformat, gehörte König Wilhelm II., dem letzten König von Württemberg – und steht bis heute in Schloss Bebenhausen. Zu sehen ist sie bei allen Führungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im ehemaligen Wohnsitz des letzten Königspaares.

Erinnerung in Bronze: Kerners „Preisend mit viel schönen Reden“ wird 200 Jahre alt

 

Es ist wohl das berühmteste Gedicht von Justinus Kerner: Die inoffizielle württembergische Hymne „Preisend mit viel schönen Reden“ feiert in diesem Jahr ein 200-jähriges Jubiläum. 1818 entstanden, spiegelt die Ballade den Stolz der Württemberger auf die eigene Geschichte. Im Mittelpunkt des Gedichts steht Eberhard im Bart, Herrscher der Zeit um 1500. Das Gedicht inspirierte am Ende des 19. Jahrhunderts den Bildhauer Paul Müller zu einer großen Marmorskulptur. Eine eindrucksvolle Bronze-Replik, ein patriotisches Denkmal im Zimmerformat, gehörte König Wilhelm II., dem letzten König von Württemberg – und steht bis heute in Schloss Bebenhausen. Zu sehen ist sie bei allen Führungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg im ehemaligen Wohnsitz des letzten Königspaares.

 

EBERHARD IM BART ALS LEGENDÄRE FIGUR
„Der reichste Fürst“ – so der Titel der Ballade von Justinus Kerner – war der württembergische Herrscher Eberhard im Bart. 1477 gründete er die erste Universität des Landes in Tübingen; dort sollte der Dichter Kerner gute drei Jahrhunderte später selbst einmal studieren. Eberhard im Bart glückte es, die seit langem geteilte Grafschaft Württemberg wieder zu vereinigen. Der größte Erfolg für Eberhard V. war es, als Kaiser Maximilian ihn 1495 auf dem Reichstag zu Worms zum Herzog erhob – und das kleine Württemberg zum Herzogtum. Justinus Kerner siedelt seine poetische Erzählung denn auch an diesem Ort des Triumphs an.

 

GESCHICHTEN-TRADITION MIT HINTERGRUND
Wovon erzählt die Ballade? Justinus Kerner, Dichter der schwäbischen Romantik, lässt die Fürsten des Reiches in Worms von ihren Ländern und ihren Schätzen erzählen. Eberhard im Bart aber bekennt bescheiden, der Herrscher eines eigentlich armen Landes zu sein und doch zugleich der reichste aller Fürsten, denn: „Ich mein Haupt kann kühnlich legen / Jedem Untertan in Schoß“. Die anderen Herrscher sind berührt, erkennen ihre Unterlegenheit und feiern den württembergischen Herrscher: „Graf im Bart! Ihr seid der Reichste! / Euer Land trägt Edelstein.“ Während in frühen Überlieferungen der Geschichte noch offenblieb, wer am Ende den Rang des „reichsten Fürsten“ erhielt, hatte sich zu Justinus Kerners Zeiten wohl die Identifikation mit Eberhard im Bart durchgesetzt.

 

POLITISCH MOTIVIERTE DARSTELLUNG IM 19. JAHRHUNDERT
Als Justinus Kerner 1818 seine Ballade schrieb, war der spätmittelalterliche Eberhard im Bart eine Symbolfigur: Denn am Beginn des 19. Jahrhunderts hatte Friedrich, der erste württembergische König, versucht, Teile der alten Rechtstradition von Württemberg abzuschaffen, zugunsten einer zentralen Organisation nach dem Vorbild Napoleons. Das sogenannte „Alte Recht“ regelte seit Jahrhunderten die Mitwirkung der „Landstände“ – eine repräsentative Vertretung der führenden Schichten des Landes. Eberhard im Bart wurde zur historischen Symbolfigur für dieses Verhältnis zwischen Herrschaft und Landständen – und Friedrich I. versuchte, diese Tradition zu beenden. Der Widerstand im Land war beträchtlich. Kein Wunder also, dass Justinus Kerner den legendären württembergischen Herzog des Mittelalters in seiner Ballade im Jahr 1818 zum Thema machte.

 

DAS GROSSE DENKMAL IN STUTTGART ENTSTEHT
Spätestens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Kernersche Ballade Allgemeingut und sie blieb bis fast in die Gegenwart populär. Zum 75. Jubiläum des Königreichs Württemberg im Jahr 1881 schuf der Bildhauer Paul Müller eine Marmorskulptur für die Residenzstadt Stuttgart. Sie zeigt den bärtigen Herzog, wie er, den Kopf in den Schoß eines Untertanen gelegt, schläft. Wenige Jahre vor Kerner hatte ein anderer Dichter der schwäbischen Romantik, sein befreundeter Studienkollege Ludwig Uhland, die Thematik aufgegriffen. Aus seiner Ballade „Der Überfall im Wildbad“ entstand das Motiv, dass der „Untertan“ der „Eberhardsgruppe“ als Hirte dargestellt wurde. Die großformatige Skulptur ist als Motiv weithin bekannt, denn sie steht nach wie vor im Stuttgarter Schlossgarten und viele Menschen nehmen sie wahr.

 

ZIMMERMONUMENT AUS DEM BESITZ VON KÖNIG WILHELM II.
Von der romantischen Darstellung des verlässlichen Untertanen, in dessen Schoß der Fürst sicher ruht, existiert eine Replik: Wilhelm Pelargus, Inhaber einer „Kunsterzgießerei“ in Stuttgart, fertigte ihn an. Der Bronzeguss mit 64 cm Höhe entstand um 1880, vermutlich nach dem Bildhauermodell der monumentalen Marmorversion. Die perfekt erhaltene Figurengruppe stammt aus dem Besitz des letzten württembergischen Königs Wilhelm ll.; heute hat sie ihren Platz im Grünen Saal in Schloss Bebenhausen. Zu sehen ist sie dort bei allen Führung – und niemand unter dem Führungspersonal in Bebenhausen lässt sich die Gelegenheit entgehen, auf diese bildhafte Darstellung der „Württemberg-Hymne“ hinzuweisen. Viele der Besucherinnen und Besucher kennen den Texte der Ballade auswendig. „Es sind aber inzwischen überwiegend die älteren Gäste“, sagt Janna Almeida, die Leiterin der Kloster- und Schlossverwaltung von Bebenhausen. Bei den Jüngeren ist die Ballade nicht mehr so präsent: „Die Geschichte kennen viele – sie haben die Story von Eltern und Großeltern gehört. Wir geben damit bei unseren Führungen in Bebenhausen immer auch ein Stück der regionalen Geschichtstradition weiter.“

 

SERVICE UND INFORMATION
FÜHRUNGEN IN SCHLOSS BEBENHAUSEN

 

Winteröffnungszeiten bis 31. März:

 

Di, Mi, Do, Fr 14.00, 15.00. Letzte Führung 15.00
Sa, So, Feiertag 11.00 – 17.00 stündlich, außer 13.00. Letzte Führung 16.00

 

Sommeröffnungszeiten ab 1. April:

 

Di, Mi, Do, Fr 11.00 – 18.00 stündlich. Letzte Führung 17.00
Sa, So, Feiertag 10.00 – 17.00 stündlich. Letzte Führung 16.00

 

KONTAKT
Kloster und Schloss Bebenhausen
Schlossverwaltung Bebenhausen
Im Schloss
72074 Tübingen
Telefon +49 (0) 70 71 . 6 02 - 8 02
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