Vom 20. Jahrhundert bis in die Steinzeit
Sommerprogramm in Kloster Schussenried
Schussenried, das Barockkloster mit seinem einzigartigen Bibliothekssaal, ist immer einen Besuch in Oberschwaben wert. Ganz besonders in diesem Sommer: In den weiten Räumen des einstigen Klosters sind gleich zwei ungewöhnliche Ausstellungen zu sehen. Farbstarke, leidenschaftliche Bilder eines hierzulande wenig bekannten Malers des Expressionismus – und spannende neue Erkenntnisse der Archäologen zum UNESCO-Welterbe.
FACETTENREICHES AUSFLUGSZIEL
Seit 2011 ist Kloster Schussenried umgeben von UNESCO-Welterbestätten: Hier in Oberschwaben, im Bodensee- und Voralpenraum finden die Archäologen die spektakulären Pfahlbaudörfer, erhalten im feuchten Boden seit der Steinzeit. Einige der 111 Fundstätten, die die UNESCO aufführt, liegen ganz nah bei Schussenried. Eine Dokumentations-Ausstellung des Landesamtes für Denkmalpflege präsentiert jetzt aktuelle Ausgrabungen in Olzreute-Enzisholz, einer Fundstätte in der Nähe von Schussenried. Noch bis zum 22.September ist hier unter anderem zu sehen, wie die Archäologen sensationelle Dinge ausgegraben haben. Etwa drei hölzerne Räder, die wahrscheinlich von Karren stammen, auf denen die Menschen der Steinzeit schwere Gegenstände transportierten. Die Archäologen können am Holz der Scheibenräder ablesen, wann die Bäume dafür gefällt wurden: Das war im Jahr 2897 vor Chr. –fünf Jahrtausende sind die Räder alt! Die kostbaren Räder werden derzeit konserviert; in Schussenried ist zu sehen, wie sie freigelegt und ausgegraben wurden. Zum Rahmenprogramm der Ausstellung gehört unter anderem ein ganzer Tag, an dem Fachleute die archäologischen Techniken präsentieren, von geologischen Methoden über Pollenanalyse und Dendrochronologie. (8. September, 10.00 - 17.00 Uhr)
Unbedingt eine Entdeckung wert ist die Ausstellung mit Werken von Peter August Böckstiegel (1889-1951). Der Maler, im Südwesten noch kaum bekannt, entwickelte seinen ganz eigenen expressionistischen Stil. Zum umfangreichen Oeuvre des Westfalen gehören Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde, Druckgrafiken und Skulpturen. Für die Ausstellung im Kloster Schussenried wurden 110 Werke des Künstlers ausgewählt: viel Unveröffentlichtes, Gemälde, Arbeiten auf Papier und Skulpturen, zum großen Teil aus privaten Sammlungen im westfälischen und süddeutschen Raum, aus der Kunsthalle Bielefeld und der Peter-August-Böckstiegel-Stiftung. Böckstiegel war mit einigenWerken bereits 2011 in der Sommerausstellung „Westfälischer Expressionismus“ in Kloster Schussenried zu sehen. Jetzt widmet sich die aktuelle Ausstellung exklusiv dem eindrucksvollen künstlerischen Schaffen des Malers (noch bis 3. November).
BAROCKE SCHÖNHEIT GIBT DEN RAHMEN
Kloster Schussenried, der Ausstellungsort, ist selbst immer wieder ein Erlebnis. Im Eintrittsticket der Staatlichen Schlösser und Gärten ist der Zutritt zum Kloster mit seinem einzigartigen Bibliothekssaal enthalten. Den sollte man bei keinem Besuch in Schussenried auslassen. Die einstige Prämonstratenserabtei bietet mit diesem Saal einen der schönsten Räume des süddeutschen Barock – und obendrein ist er praktisch erschlossen durch einen gut gemachten Audioguide. Ein besonderes Erlebnis ist der Besuch auf den Spuren des Paters Caspar Mohr. Der Geistliche, ein oberschwäbisches Universalgenie des 17. Jahrhunderts, entwickelte unter anderem einen Flugapparat. Zu sehen ist sein Bildnis an der Decke des Bibliothekssaals – und zu erleben ist der Flugpionier bei ungewöhnlichen Erlebnisführungen im Kloster. Etwa am 28. August um 14.00 Uhr bei der Ferienführung für Kinder mit Pater Mohr und anschließender Bastelaktion (Anmeldung erforderlich).
Informationen
Klosterverwaltung Schussenried
88427 Bad Schussenried
Anmeldung zu Führungen: Telefon +49(0)75 83.92 69-140
info@kloster-schussenried.de
www.kloster-schussenried.de