Freitag, 5. September 2014

Neues Schloss Stuttgart | Ausstellungen AUSSTELLUNG GEGENBAUR-ZEICHNUNGEN. HINTERGRUND

Zeichnungen im riesigen Format von mehreren Quadratmetern sind derzeit im Neuen Schloss Stuttgart zu sehen. Es sind die Entwürfe für die im Krieg zerstörten Fresken in der königlichen Residenz. Die großen Skizzen stellten die Fachleute vor ungewöhnliche Aufgaben, zuerst bei der Restaurierung und dann bei der Präsentation in der aktuellen Ausstellung. Noch bis zum 13. September werden sie der Öffentlichkeit präsentiert – das erste Mal seit ihrer Entstehung vor über 170 Jahren. Zu sehen sind sie in spektakulärer Umgebung: Für die Ausstellung werden die Repräsentationsräume der Landesregierung im Neuen Schloss geöffnet.

Meisterzeichnungen im Riesenformat als Herausforderung für die Restauratoren

Zeichnungen im riesigen Format von mehreren Quadratmetern sind derzeit im Neuen Schloss Stuttgart zu sehen. Es sind die Entwürfe für die im Krieg zerstörten Fresken in der königlichen Residenz. Die großen Skizzen stellten die Fachleute vor ungewöhnliche Aufgaben, zuerst bei der Restaurierung und dann bei der Präsentation in der aktuellen Ausstellung. Noch bis zum 13. September werden sie der Öffentlichkeit präsentiert – das erste Mal seit ihrer Entstehung vor über 170 Jahren. Zu sehen sind sie in spektakulärer Umgebung: Für die Ausstellung werden die Repräsentationsräume der Landesregierung im Neuen Schloss geöffnet.

ENTWÜRFE FÜR DIE FRESKEN IN DER KÖNIGLICHEN RESIDENZ
Hofmaler Joseph Anton von Gegenbaur hatte für den königlichen Auftrag der Ausmalung im Neuen Schloss großformatige Entwürfe angefertigt. Sie waren die Arbeitsgrundlage für die Fresken, die im Zweiten Weltkrieg zusammen mit dem Schloss und der Stuttgarter Innenstadt zerstört wurden. Die Entwürfe aber blieben erhalten – 13 der ursprünglich 16 Stück. Denn man hatte schon zur Zeit der Entstehung zwischen 1836 und 1854 den künstlerischen Wert erkannt und sie in die Obhut der späteren Staatsgalerie übergeben.

UNGEWÖHNLICHE AUFGABE IM GROSSEN FORMAT
Wenn aktuell vier dieser großen Entwürfe von Joseph Anton von Gegenbaur im Neuen Schloss in Stuttgart zu sehen sind, dann verbirgt sich hinter der Präsentation Arbeit, von der niemand etwas ahnt. Denn die großen Kartons, wie die Entwürfe mit dem Fachwort heißen, mussten vor der Präsentation gereinigt, gesichert und montiert werden. Eine Aufgabe für die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten, aber: „Dieser Fall war sogar für unsere erfahrenen Restauratoren ungewöhnlich“, sagt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten.

ZEICHNUNGEN SO GROSS WIE EIN RAUM IM SCHLOSS
Schon allein wegen des Formats! Denn die Zeichnungen haben durchweg die Größe der Wandflächen, auf denen die Bilder später gemalt werden sollten, 3,45 Meter hoch und 4,5 Meter lang. Grafik liegt normalerweise in handlichen Formaten vor: Zeichnungen haben die Größe eines Papierblattes und lassen sich einfach transportieren, restaurieren und später in Rahmen und hinter Glas präsentieren. Bei den Gegenbauer-Kartons war alles anders.

GUTER ERHALTUNGSZUSTAND DER ENTWÜRFE
Die Zeichnungen wurden im 19. Jahrhundert auf zusammengeklebten Papierbögen angelegt, und um das Papier zu stabilisieren, auf große Leinwände aufgeleimt. Seit der Herstellung der großen Zeichnungsbögen in den 1830er-Jahren hatten sich die Bögen erstaunlicherweise gut erhalten. Dennoch waren Konservierungsmaßnahmen notwendig. Das Papier hatte sich stellenweise vom Gewebe gelöst. Restauratoren befestigten die Bereiche wieder, reinigten die Oberfläche und retuschierten störende Wasserränder. Für die Aufspannung auf Rahmen wurden an den Rändern der alten Leinwände neue Gewebestreifen angeklebt.

PRÄSENTATION FORDERT FACHLEUTE HERAUS
Eine schwer einschätzbare Herausforderung war es, die Kartons für die Ausstellung zu montieren. Wie sollte man die Riesenformate präsentieren? An Standardlösungen war nicht zu denken. Restaurator Felix Muhle, bei den Staatlichen Schlösser und Gärten für das Projekt zuständig, entschied sich für große Metallrahmen, wie man sie auch für Trockenbauwände benutzt. Darauf konnten die Trägerleinwände der Zeichnungen aufgespannt werden. Mit 750 Magneten wurden die neuen Leinwände an den Rahmen befestigt. Als Grundkonstruktion dienen Baugerüste – ein verblüffender Anblick im Neuen Schloss, in dem normalerweise die Staatsempfänge der Landesregierung stattfinden.

AUSSTELLUNGSIDEE SPIEGELT ENTSTEHUNGSSITUATION
„Die Baugerüste haben wir ganz bewusst nicht hinter einer glatten Ausstellungsarchitektur kaschiert“, sagt Dr. Saskia Esser, leitende Konservatorin der Staatlichen Schlösser und Gärten. Denn auch zu Zeiten der Entstehung gehörten die Kartons in eine Werkstattsituation: „Die Räume waren damals Baustelle“, erläutert Esser. Gegenbaur malte im Neuen Schloss Fresken, also Bilder, die direkt in den frischen und noch nassen Putz gemalt werden. Die Wände waren also gerade verputzt, es roch nach feuchtem Baumaterial und obendrein müssen große Gerüste in den Räumen gestanden haben, auf denen der Hofmaler schnell vor den Wandflächen auf- und absteigen konnte, um die großen Figuren zügig auf die Wand zu bringen. Die Zeichnungen seien Arbeitsmaterial gewesen – allerdings Arbeitsmaterial auf höchstem Niveau. „In den Entwürfen zeigt sich die eigentliche Schöpferkraft des Künstlers. In seinen Wandbildern führte er ja nur aus, was er vorher präzise in den Zeichnungen geschaffen hatte“, fasst die Konservatorin der Wert der Kartons zusammen.

AUSSTELLUNG IN SONST NICHT ÖFFENTLICHEN RÄUMEN
Die Kartons sind im Neuen Schloss noch bis zum 13. September zu sehen – eine einmalige Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Für die Ausstellung wird der Mitteltrakt des Schlosses geöffnet und man erlebt den Marmorsaal und die Empfangsräume der Landesregierung – etwa den Raum, in dem der repräsentative Schreibtisch des Ministerpräsidenten steht. Die Ausstellung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg findet statt aus zwei Anlässen: 2014 jährt sich zum 50. Mal der Wiederaufbau des Neuen Schlosses in Stuttgart und vor 150 Jahren, im Jahr 1864, starb der Auftraggeber der Fresken, König Wilhelm I. von Württemberg.

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