Montag, 5. September 2016

Schloss und Schlossgarten Schwetzingen | Allgemeines ULMENKRANKHEIT FESTGESTELLT

Die Ulmenkrankheit bedroht die europäischen Ulmen – und hat auch im Schlossgarten Schwetzingen zugeschlagen. Jetzt müssen befallene Bäume gefällt und aus dem Garten entfernt werden. Ein schnelles Vorgehen ist nötig: Die ersten Fällarbeiten in der „Quincunx“-Pflanzung beginnen heute.

Ulmenkrankheit im Schlossgarten erfordert schnelles und nachhaltiges Vorgehen

Die Ulmenkrankheit bedroht die europäischen Ulmen – und hat auch im Schlossgarten Schwetzingen zugeschlagen. Jetzt müssen befallene Bäume gefällt und aus dem Garten entfernt werden. Ein schnelles Vorgehen ist nötig: Die ersten Fällarbeiten in der „Quincunx“-Pflanzung beginnen heute.

SCHADENSBEFALL IN DER QUINCUNX-PFLANZUNG
Erst im letzten Jahr konnte die Rekonstruktion und Neupflanzung vollendet werden: die sogenannte „Quincunx“, eine formale Ulmenanlage im Schlossgarten Schwetzingen, aufgebaut wie die Punkte der Fünf auf einem Würfel, konnte nach dem Originalbefund wieder mit Ulmen bepflanzt werden. Nun mussten die Schlossgärtner der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg feststellen, dass einige der jungen Bäume – sogenannte Flatterulmen – von der „Ulmenkrankheit“ befallen sind. „Die betroffenen Bäume müssen wir unverzüglich aus der Qincunx entfernen“, erklärt Gerhard Raab, zuständig für die Betreuung des historischen Schlossgartens. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, betont die Verantwortung angesichts der Ulmenkrankheit. „Ein Schlossgarten wie der von Schwetzingen ist mit seinem Pflanzenbestand ein historisches Gesamtwerk. Wir müssen daher schnell, umsichtig und vorausschauend vorgehen, um das Gartenkunstwerk so gut wie möglich für die Zukunft bewahren zu können.“

GRÜNDLICHES VORGEHEN SOLL SCHADEN EINDÄMMEN
Anfang August diesen Jahres wurden zunächst an drei Ulmen Schäden festgestellt: Das Laub hellte sich ungewöhnlich auf und vertrocknete zusehends. Daher wurde sogleich eine Pflanzenprobe an das Landwirtschaftliche Technologiezentrum in Karlsruhe zur mykologischen Untersuchung eingeschickt. Nach einer Woche kam das Ergebnis: Die Bäume sind von einer Nebenform der Holländischen Ulmenkrankheit befallen. Der intensive Kontakt mit Fachkollegen ergab, dass es für befallene Bäume keine Therapie gibt. Die inzwischen fünf befallenen Ulmen mussten gerodet werden, das Pflanzenmaterial möglichst verbrannt und wegen der Verbreitung der Pilzsporen und Infektionsgefahr nicht in Kontakt mit gesunden Ulmen kommen.

ULMENKRANKHEIT ALS BEDROHUNG
Die Ulmenkrankheit wird durch den Ulmensplintkäfer verbreitet. Der Käfer, der zu den Borkenkäfern gehört, transportiert klebrige Sporen eines Schlauchpilzes, der die Krankheit verursacht. Zudem schädigt der Ulmensplintkäfer den Baum: Er frisst Blätter und Zweige, durch die Verletzungen gelangen die Erreger in das Holzgewebe des Baumes. Die Folge: Die Baumkronen beginnen plötzlich zu welken – meist auffällig einseitig. Die Blätter verfärben sich gelb oder braun, rollen sich ein und vertrocknen. Sie bleiben allerdings an den Zweigen hängen. Am Ende stirbt die befallene Ulme durch Wassermangel. Als Gegenmaßnahme bleibt nur, die befallenen Bäume zu entfernen. Gerhard Raab erläutert: „Ein Lichtblick für uns ist der Hinweis, dass bei gesunden Bäumen eine vorbeugende Impfung mit den Sporen eines für Ulmen harmlosen Pilzes den Ausbruch der Krankheit verhindern kann.“ Die Impfung muss jährlich im Frühjahr wiederholt werden.

HISTORISCHE GÄRTEN ALS AUFGABE DER BEWAHRUNG
Michael Hörrmann weist darauf hin, dass die Klimaveränderung zunehmend die historisch überlieferten Pflanzen in den Gärten bedrängt. „Manche Arten stehen bereits unter Klimastress“, erläuterte der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Wir stehen daher inzwischen vor neuen Herausforderungen bei der Erhaltung der historischen Gärten.“ So musste etwa im barocken Schlossgarten von Weikersheim nach dem Absterben der Buchsbaumpflanzen Alternativen gefunden werden: Buchsbaumpilz und Buchsbaumzünsler machen es hier für lange Zeit nötig, andere Arten einzusetzen. In Weikersheim zeigte sich beim Studium der historischen Dokumente, dass hier auch schon im 18. Jahrhundert mit Alternativen gearbeitet wurde: Damals herrschten Zypressen und Rosmarin im Schlossgarten vor. Nach diesem Vorbild konnte man den Schlossgarten Weikersheim inzwischen umgestalten.

INFORMATION FÜR DIE MEDIEN
► Bitte beachten Sie: Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg werden, sobald sich das konkrete Ausmaß der Schädigung feststellen lässt und die weiteren Schritte und Auswirkungen feststehen, die Vertreter der Medien zu einem Hintergrundgespräch im Schlossgarten einladen. Zu diesem Termin laden wir Sie rechtzeitig ein.

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