Der Merkurtempel. Bedeutung und Sanierung des Gartenmonuments
Er ist das späteste der Bauwerke im berühmten Schlossgarten von Schwetzingen und stammt von dem großen Architekten Nicolas de Pigage: Der Merkurtempel, entstanden am Ende des 18. Jahrhunderts, ist eine Berühmtheit und eine Rarität. Jetzt konnte seine langjährige Sanierung abgeschlossen werden. 1,43 Millionen Euro hat das Land Baden-Württemberg investiert, um die malerische Ruine zu sichern und wieder zugänglich zu machen.
BAUWERK MIT BEDEUTUNG
Einige Jahre lang war das romantische Bauwerk von Gerüsten umgeben und verborgen: Die Sanierung des Merkurtempels als künstliche Ruine des 18. Jahrhunderts war keine leichte Aufgabe. 1784 begonnen, ist der Merkurtempel als letztes Bauwerk im Schwetzinger Schlossgarten entstanden. Aus einem Dokument von 1787 weiß man, dass der Architekt Nicolas de Pigage dem Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz vorschlägt, den Tempel in Form einer romantischen Ruine zu bauen – als Gegenüber zur Moschee. Wie alle Bauten im Schlossgarten hat auch der Merkurtempel eine tiefere Deutungsebene. Als Tempelbau erinnert er an ein Grab, als Ruine gemahnt er an die Vergänglichkeit. Zum Merkurtempel wird er erst spät: 1791 erhält er zum ersten Mal diese Bezeichnung.
DIE SANIERUNG
Das zuständige Bauamt Mannheim von Vermögen und Bau Baden-Württemberg stand vor einer ungewöhnlichen Aufgabe: Was am Merkurtempel war schon als Ruine im 18. Jahrhundert geplant – und was haben erst die letzten 200 Jahre ruiniert? Mit zahlreichen Voruntersuchungen am Bau und intensiver Recherche in den Archiven gelang es den Fachleuten festzulegen, was schon zur Zeit der Erbauung als Ruine gedacht war. Bei der Sanierung wurden lediglich die Steinpartien repariert oder ersetzt, die so stark geschädigt waren, „dass sie ihre statischen oder wasserführenden Aufgaben“ nicht mehr erfüllten, so das Bauamt Mannheim. Es ging darum, möglichst viel von der Originalsubstanz des eigenwilligen Baus zu erhalten.
Eine besondere Herausforderung war es, die Statik der Kuppel zu sichern. Denn die ist – ganz dem Motiv der Ruine folgend – gar nicht als Rund geschlossen, sondern hat eine gewollte Bruchstelle, eine Öffnung. Daher fehlt dort das wichtigste Element der Konstruktion: ein geschlossener Zugring aus Metall am Fuß der Kuppel, der den Gewölbeschub aufnehmen könnte. Bei der Sanierung entdeckte man, dass Pigage stattdessen einen offenen Dreiviertelkreis eingefügt hatte. Diese statische Raffinesse konnte jetzt wieder gesichert und stabilisiert werden.
DER GARTEN ALS GESAMTKUNSTWERK UND AUFGABE
Für das Land Baden-Württemberg ist der Schwetzinger Schlossgarten eine beständige Aufgabe der Sanierung. Die Kosten für die Sicherung des Merkurtempels betrugen 1,43 Millionen Euro – und sind nur ein kleiner Teil dessen, was die Instandhaltung und Pflege des einzigartigen Gartenkunstwerks von Schwetzingen kostet. Die Ausgaben lohnen sich allerdings: über 700.000 Menschen haben im letzten Jahr den Schlossgarten besucht und die Schönheit des historischen Erbes genossen.
Zugänglich ist der Merkurtempel ab sofort wieder bei den Führungen der Staatlichen Schlösser und Gärten im Schlossgarten: Das obere Geschoss mit seinen Fensteröffnungen ist schon im 18. Jahrhundert als „Belvedere“ angelegt, als eindrucksvoller Aussichtspunkt über den großen Weiher und zur berühmten Gartenmoschee.