Großprojekt Königswohnungen. Neuentdeckungen und nächste Schritte
Es ist eines der ganz großen Projekte der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: Die Wohnungen und Repräsentationsräume des ersten württembergischen Königspaares Friedrich I. und Charlotte Mathilde werden derzeit einer Revision und Restaurierung unterzogen. Dabei gelingen dem Team aus Konservatorin und Restauratoren zum Teil verblüffende Entdeckungen. Bereits jetzt ist klar, dass sich in Schloss Ludwigsburg klassizistische Raumensemble von höchster künstlerischer Qualität erhalten haben – bis ins Detail nahezu vollständig so, wie es die Inventarbücher der Zeit dokumentieren.
GROSSPROJEKT KÖNIGSWOHNUNGEN
Es ist ein Mammutprojekt: Der Neue Hauptbau, der breit gelagerte Schlosstrakt auf der Südseite der Ludwigsburger Residenz, wurde am Beginn des 19. Jahrhunderts zur Wohnung für das erste württembergische Königspaar umgebaut. Die grandiosen klassizistischen Raumausstattungen in den Räumen von König Friedrich I. und Königin Charlotte Mathilde sind vollständig erhalten – und werden nun Stück um Stück in den originalen Zustand versetzt. Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, stellt das Großprojekt in den Gesamtzusammenhang der Staatlichen Schlösser und Gärten: Die große Organisation ist insgesamt für eine Spitzenauswahl der Monumente des Landes zuständig. Zu ihren Aufgaben gehört neben der Öffnung des historischen Erbes für möglichst viele Menschen auch die Erhaltung und Erforschung: „Das Projekt Königswohnungen ist eine der herausragenden Aufgaben für die nächsten Jahre und ein Paradebeispiel dafür, wie wissenschaftliche Recherche und Kompetenz des Teams aus Konservatoren und Restauratoren zu neuen Erkenntnissen führen“, erläutert Michael Hörrmann.
DETEKTIVARBEIT FÜR KONSERVATORIN UND RESTAURATOREN
Für Patricia Peschel, die zuständige Konservatorin, ist die Aufgabe „tägliche Herausforderung und Paradies zugleich“. Die promovierte Kunsthistorikerin erforscht nun schon seit ein paar Jahren die Bestände des Schlosses und entdeckt dabei immer wieder Neues. Etwa zwei „Spieltische mit Schüben und grünem Tuch beschlagen, zum Zusammenlegen“, die im alten Inventarbuch für das sogenannte Assembleezimmer der Königin genannt werden. Die Möbel waren nicht mehr aufzufinden. „Dabei bin ich an den Tischen mit Sicherheit hundert Mal vorbeigelaufen, bevor wir entdeckten, dass es das ist, was wir suchen“. Denn inzwischen stehen die beiden Tischchen in einem anderen Teil des Schlosses – und sind zusammengeklappt, sodass sie wie zwei halbrunde Konsolen aussehen. Beim Öffnen zeigt sich der gut erhaltene grüne Filzbelag und der runde Spieltisch von 1805 wird sichtbar. „Solche Überraschungen erleben wir ständig“, lacht die Konservatorin.
ÜBERRASCHENDE DETAILS ENTDECKT
Ebenfalls eine Entdeckung ist ein Schreibzeug aus Porzellan, das im Privat-Inventar des Königs von 1812 als Ausstattung für das Neue Schreibzimmer des Königs notiert war: „Ein kleines Tintenzeug von Porcellaine in Form eines Eys, woraus ein Kind kommt“. Patricia Peschel: „So etwas erhält sich eigentlich nicht. Ich war mir ganz sicher, dass es nicht mehr existiert.“ Und dann öffnete die Konservatorin die Türen eines Schränkchens in einem Nebenraum, dem „Kammerfrauenzimmer" – und fand das fragile Stück, in fast perfektem Erhaltungszustand. Die Recherche grenzt dabei an Detektivarbeit: So suchte das Team der Staatlichen Schlösser und Gärten Gemälde, die in den historischen Verzeichnissen für die Ausstattung des Billardzimmers der Königin genannt werden: zwei „Früchtestücke“ – allerdings ohne Künstlernamen oder nähere Beschreibung. Die alten zugekitteten Befestigungslöcher in der Wand aus Stuckmarmor gaben den Hinweis auf die Gemälde: Denn auf der Rückseite zweier Bilder im Depot haben sich Aufhängungshaken erhalten – in genau dem Abstand, den auch die alten Löcher in der Wand haben.
KOSTBARE KLASSIZISTISCHE BIBLIOTHEK
Ebenfalls im Blick der Restauratoren ist die Bibliothek des Königs, 1809 eingerichtet. Die eleganten klassizistischen Schränke aus Mahagoni-Holz, die sich über die gesamten Wände ziehen, schuf der „Hofebenist“ Johannes Klinckerfuss, wohl nach dem Entwurf des Architekten Nikolaus Friedrich von Thouret. Derzeit laufen Voruntersuchungen für die Konservierung und erste Probereinigungen mit Laser und Trockeneis.
GROSSE PROJEKTE DER STAATLICHEN SCHLÖSSER UND GÄRTEN
Die Revision der historischen Situation und die vielfältigen Restaurierungen in den Wohnungen des Königspaares gehören zu den derzeit größten Projekten der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die Arbeiten werden sich über mehrere Jahre hinziehen: Geplant ist der Abschluss für das Jahr 2019. „Immer wieder stehen große Projekte auf unserer Agenda – und das ist kein Wunder bei den bedeutenden Monumenten, die die Staatlichen Schlösser und Gärten betreuen“, erklärt Geschäftsführer Michael Hörrmann. Die Arbeiten im Ludwigsburger Neuen Hauptbau zählen aber zu den umfangreichsten Projekten überhaupt. 2016 steht für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg noch die Wiedereröffnung des Schwetzinger Schlosses auf dem Programm. Ab dem 11. September werden dort nach mehrjähriger Sanierung und Restaurierung die musealen Schlossräume wieder zugänglich. Im Frühjahr 2017 öffnet Schloss Bruchsal erstmals die Räume der Beletage. Dort werden Meisterwerke der barocken Kunst und Wohnkultur der Fürstbischöfe zu sehen sein.
Donnerstag, 11. August 2016
Residenzschloss Ludwigsburg |
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DIE KÖNIGSWOHNUNGEN IM NEUEN HAUPTBAU
Es ist eines der ganz großen Projekte der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg: Die Wohnungen und Repräsentationsräume des ersten württembergischen Königspaares Friedrich I. und Charlotte Mathilde werden derzeit einer Revision und Restaurierung unterzogen. Dabei gelingen dem Team aus Konservatorin und Restauratoren zum Teil verblüffende Entdeckungen. Bereits jetzt ist klar, dass sich in Schloss Ludwigsburg klassizistische Raumensemble von höchster künstlerischer Qualität erhalten haben – bis ins Detail nahezu vollständig so, wie es die Inventarbücher der Zeit dokumentieren.