Vortrag mit DiskussionÖkumenisches Gesprächsforum
Veranstaltung mit: Prof. Dr. Gerhard Haszprunar
Termin: Montag, 25.06.2018, 19:30
Prof. Dr. Gerhard Haszprunar
Neue Antworten für Hiob
Die Naturwissenschaften
Der liebe Gott
Und das Leid
Die Theodizee, also die Frage, warum ein allmächtiger und liebender Gott so viel Leid zulässt, gilt bis heute als durch Theologie und Philosophie nicht beantwortet, ja hat sich zur zentralen Begründung einer atheistischen Weltanschauung entwickelt. Hier wird der Versuch unternommen, auf der Basis naturwissenschaftlicher Erkenntnis und den Überlegungen aktueller Theologie eine Antwort zu geben: Die Naturwissenschaften haben zweifelsfrei festgestellt, dass der Ablauf des Weltgeschehens prinzipiell nicht vorherbestimmt, sondern frei ist. Schöpferische Naturgesetze (sog. "Emergenzen") überwinden die Grenzen zwischen den Schichten des Seins und schaffen sogar Sein aus Nichts. Eine zufällige Welt bedeutet aber nicht Sinn-Losigkeit, sondern bedingt Sinn-Offenheit, d.h. Sinnfindung ist zwar nicht garantiert, aber möglich. Leid, irrelevant ob durch Katastrophen oder durch böse Menschen verursacht, erscheint in diesem Konzept als unvermeidliche Konsequenz der Freiheit, die ein liebender Gott der gesamten Schöpfung einschließlich des einzelnen Menschen gewährt. Gott greift zwar nicht direkt ins Weltgeschehen ein, aber wir alle sind als Kinder (und damit Erben) Gottes aufgefordert, frei-willig dem Leid der Welt entgegenzutreten. Ein solches, nicht vorherbestimmtes, aber von Gott gewolltes und von uns angenommenes Lebensziel ist in der Lage, unserem Leben Frieden und erfüllenden Sinn zu geben.