Wednesday, 10 February 2021

Meersburg Prince’s Little House | Exhibitions Homeschooling 1809: Annette von DrosteHülshoff wird zuhause unterrichtet

Homeschooling ist aktuell für viele eine Herausforderung. Im 19. Jahrhundert war Unterricht in den eigenen vier Wänden keine Seltenheit: Adlige Familien ließen die Kinder von ausgewählten Hauslehrern erziehen. Dass Annette von Droste-Hülshoff eine vielseitige und umfangreiche Bildung erhielt, war aber ungewöhnlich für eine Frau in der Zeit des Biedermeiers.

BILDUNG DURCH DAS ELTERNHAUS

Die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff wuchs in der streng katholisch geprägten Adelswelt Westfalens auf. Ein Großteil ihrer weiblichen Verwandtschaft wurde in Kanonissenstiften erzogen: Die adeligen Frauen lebten in einer geistlichen Gemeinschaft, ohne das Ordensgelübde abzulegen. Nach der Säkularisation und der folgenden Aufhebung der Stifte war diese Art der Ausbildung nicht mehr möglich. Deshalb übernahm Therese von Droste-Hülshoff, die Mutter der Dichterin, die Ausbildung der Kinder zunächst selbst. Sie orientierte sich dabei an der Pädagogik des katholischen Theologen Bernhard Overbergs, der mit seinem schülerorientierten Unterricht moderne Impulse setzte. Der Vater ergänzte das Wissen der Kinder um botanische und ornithologische Themen und bildete sie musikalisch aus. Das Elternhaus sorgte dafür, dass sich besonders die Bildung der Töchter nicht auf das oberflächliche Wissen zukünftiger Ehefrauen beschränkte.

 

VIELE BEGABUNGEN

Schon bald schrieb Annette erste Verse und kleine Gedichte. Ein Onkel erklärte 1804 die damals Siebenjährige zur „zweiten Sappho“. Auch im musikalischen Bereich hatte die Droste eine große Begabung. Für die Ausbildung der Söhne stellten die von Droste-Hülshoffs Hauslehrer an. Der Priester und Hofmeister Bernhard Wenzelo sollte die Jungen auf den Eintritt ins Gymnasium Paulinum zu Münster vorbereiten. Annette und ihre Schwester Jenny durften am Unterricht teilnehmen und lernten die Grundbegriffe der Rhetorik, Stilistik, des Berichtens und Argumentierens. Zusätzlich bekamen die Kinder Unterricht in Griechisch, Latein, Französisch, Mathematik und in der Naturkunde. Ein Zeichenlehrer bildete sie im künstlerischen Bereich aus.

 

KINDHEITSERINNERUNGEN IM FÜRSTENHÄUSLE

Die Erziehung und Ausbildung in der elterlichen Burg Hülshoff bei Münster schlug sich im Werk der Droste nieder, etwa in der Erzählung „Bei uns zulande auf dem Lande“. Auch an den Bodensee nahm Annette von Droste-Hülshoff Erinnerungen aus der Kindheit mit. In ihrem „Schwalbennest“ im Fürstenhäusle in Meersburg gibt es, neben Porträts aus der Jugend und der Geschwister einen Schaukelstuhl, den sie zu ihrem 10. Namenstag von ihren Eltern geschenkt bekam. Das Haus ersteigerte die Dichterin 1843 zu einem sehr günstigen Preis, den sie dank ihrer schriftstellerischen Arbeit und einer Leibrente des Bruders leisten konnte. Von ihrem Verleger Cotta erhielt sie ein respektables Honorar für ihren zweiten Gedichtband. Für eine Frau in der Mitte des 19. Jahrhunderts war es ebenso ungewöhnlich, eine umfassende Ausbildung wie eigenes Geld zu verdienen.

 

 

INFORMATION

Aktuell ist das Fürstenhäusle Meersburg wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen des Landes geschlossen.

www.fuerstenhaeusle.de
www.schloesser-und-gaerten.de

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