Wednesday, 18 November 2020

Mannheim Baroque Palace | Exhibitions Vor 300 Jahren: Jean Clemens Froimon wird Architekt der neuen Residenz

Im Juli dieses Jahres konnte in Schloss Mannheim dem 300. Jahrestag der Grundsteinlegung einer der größten barocken Schlossanlagen Europas gedacht werden. Der Architekt, der die ersten Bauplanungen umsetzte, war Jean Clemens Froimon: Am 18. November 1720, vor genau 300 Jahren, wurde er von Kurfürst Carl Philipp als Baumeister berufen. In sechsjähriger Tätigkeit gestaltete er die Fassaden und die Dächer. Nach zermürbenden Streitigkeiten mit dem Bauherrn wurde Froimon im April 1726 von Guillaume d’Hauberat als Architekt abgelöst. Mit ihm begann die zweite Bauphase des Schlosses, die fünf Jahre später endete: 1731 bezog der Kurfürst den Hauptbau seiner neuen Residenz. Vollständig fertig gestellt war die Anlage erst 1760.

EIN JAHR – ZWEI ARCHITEKTEN

Am 2. Juli 1720, zum Fest Mariae Heimsuchung, wurde der Grundstein zur neuen Residenz der Kurfürsten von der Pfalz gelegt. Als Architekt des neuen Baus war Johann Caspar Herwartel (geb. 1675) aus Mainz verpflichtet worden, der die äußere und innere Aufteilung des Schlosses festlegte. Jedoch verstarb er völlig unerwartet bereits am 13. November. Noch im gleichen Monat wurde der Architekt Jean Clemens Froimon als Nachfolger verpflichtet – dem Kurfürsten war es eilig: Am 18. November 1720 erhielt er seinen Anstellungsvertrag. Froimon (um 1686-1741), dessen genaues Geburtsdatum und Herkunftsort unbekannt sind, war vom 1. Februar 1717 bis Juni 1720 in bischöflich-speyerischen Diensten angestellt gewesen und gehörte dem kurfürstlichen Ingenieurscorps an. Seit 1722 wird er als „Ingenieur et Capitaine dans le Regiment de Soulzbach“ bezeichnet.

 

JEAN CLEMENS FROIMON ALS BAUMEISTER

Auf Wunsch von Kurfürst Carl Philipp hatte der neue Architekt mehrere Planänderungen bezüglich der Raumfolgen und der Dachgestaltung vorzunehmen. 1723 berichtete der aus Böhmen stammende Baumeister Balthasar Neumann auf seiner Durchreise von Würzburg nach Paris über die Bauarbeiten. Er kritisierte die ohne Rücksicht auf geltende Regeln der Architektur entworfene Gliederung am Hauptbau. Kritisch beurteilte Neumann außerdem die Decken mit ihrer allzu dichten Flächenfüllung und zu flachen Stuckformen. Mehrere von Jean Clemens Froimon angefertigte Ansichten und sogenannte Vogelschauen vermitteln einen Eindruck der Gesamtanlage. Sie geben aber nicht den jeweiligen Bauzustand wieder, sondern zeigen Froimons Planungen.

 

ABBERUFUNG UND NEUORIENTIERUNG BEIM SCHLOSSBAU

Froimons Beziehung zum Bauherrn Carl Philipp war so konfliktträchtig, dass er im April 1726 in Ungnade entlassen wurde. Sein Abschlussbericht „Perpetuum mobile Palatinum“ zeugt von zermürbenden Schwierigkeiten während seiner Bauleitung. Froimons Nachfolger wurde der in Köln und Bonn tätig gewesene französische Architekt Guillaume d’Hauberat (1680–1749). Mit dessen Berufung nach Mannheim begann die zweite Bauphase am Schloss. Der neue Schlossbaumeister veränderte die Pläne Froimons: Mehrere Gebäudeteile ließ er wieder abreißen und neu konstruieren. Im Inneren gestaltete er den Rittersaal und das prunkvolle Haupttreppenhaus mit seiner mächtigen Doppeltreppe. Mit der Einweihung der Schlosskapelle am 13. Mai 1731 endete die große Bauphase am Schloss und der Kurfürst konnte den Hauptbau beziehen.

 

EINE RESIDENZ IN EUROPÄISCHER DIMENSION ENTSTEHT

Kurfürst Carl Philipp plante – wie alle Herrscher in der Barockzeit – im großen Stil und orientierte sich an den repräsentativen Palastbauten anderer europäischer Herrscher, etwa am Schloss Ludwigs XIV. in Versailles: Seine neue dreiflügelige Mannheimer Residenz erhielt eine 440 Meter lange Schaufront! Doch diese beeindruckende Monumentalität hatte ihren Preis. In 40 Jahren Bauzeit wurden zwei Millionen Gulden ausgegeben. Zum Vergleich: Das Jahreseinkommen eines Mannheimer Schneiders betrug rund 60 Gulden. Die kurpfälzischen Untertanen wurden, ob sie wollten oder nicht, an der Finanzierung beteiligt und mit einer hohen Schlossbausteuer belegt. Aber der Kurfürst sparte auch: Für die kostbare Innenausstattung nutzte er Möbel und Tapisserien seines verstorbenen Bruders Johann Wilhelm, die per Schiff aus dessen Schloss Benrath in Düsseldorf kamen.

 

SERVICE UND INFORMATION 

Schloss Mannheim ist wie alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg bis mindestens 30. November gemäß der aktuellen Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg geschlossen.

 

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