Tuesday, 10 November 2020

Domnick Collection | Exhibitions 14. November 1975: Max Ackermann, prägender Künstler der Abstraktion, stirbt

Am 14. November 1975, vor genau 45 Jahren, starb Max Ackermann. Der Künstler war ein herausragender Vertreter der abstrakten Malerei und prägend nicht nur für die unmittelbare Nachkriegszeit. Max Ackermann war zudem dem Sammlerehepaar Ottomar und Greta Domnick eng verbunden. Sein Rat trug zum Entstehen der berühmten Sammlung Domnick bei, die bis heute in der Villa des Ehepaares zu sehen ist. Seine Werke gehören zu den frühesten Stücken der Sammlung in Nürtingen-Oberensingen, die heute von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut wird.

VOM KUNSTGEWERBE ZUR FREIEN KUNST

Max Ackermann, geboren am 5. Oktober 1887 in Berlin, begann seine künstlerische Laufbahn als Porzellanmodelleur. Auf Empfehlung des berühmten Architekten und Designers Henry van de Velde erhielt der junge Ackermann 1906 eine einjährige Freistelle am Großherzoglichen Kunstgewerblichen Seminar in Weimar, wo van de Velde Lehrer war. Aber schon 1907 wandte er sich der freien Zeichnung und Bildhauerei zu; 1908 besuchte er in Dresden die Zeichenklasse von Richard Müller an der Kunstakademie, ab 1909 studierte er in München bei Franz von Stuck. 1912 schließlich wechselte er nach Stuttgart. Sein Lehrer an der Königlichen Akademie der bildenden Künste war Adolf Hölzel, der Künstler, der eine ganze Generation von Malerinnen und Malern prägen sollte. Auch Ackermann war von seinen Lehren stark beeindruckt. Hier an der Stuttgarter Kunstakademie fand er auch Zugang zur abstrakten Malerei.

 

KÜNSTLER IM STUTTGART DER 1920ER-JAHRE

Der Erste Weltkrieg unterbrach seine künstlerische Laufbahn; Ackermann wurde eingezogen und nach einer Verwundung schließlich aus dem Kriegsdienst entlassen. Nach dem Krieg sollte das moderne Stuttgart der 1920er-Jahre das Zentrum seines Wirkens werden: Hier war er als Maler tätig und gründete eine Lehrwerkstatt für Neue Kunst. Bezeichnend für die damalige Situation in der Stadt: Die berühmten Kollegen Wassily Kandinsky und George Grosz lernte er 1928 im Stuttgarter Kunsthaus Schaller kennen. 1929 sorgte der „Vagabundenkongress“ in Stuttgart für Aufruhr: Die zunehmende Arbeitslosigkeit der Zeit wurde damals zum gesellschafts- und kulturpolitischen Thema. Unter anderem gehörte eine Kunstausstellung zum Programm – und Max Ackermann war dabei.

 

SCHWIERIGE JAHRE IN DER DIKTATUR

Mit der zunehmenden nationalsozialistischen Durchdringung von Kultur und Alltag wurde auch für Ackermann das Arbeiten schwieriger. 1936 schloss er sich dem „Höri-Kreis“ der Maler Otto Dix und Erich Heckel an und zog selbst auch auf die Halbinsel Höri am Bodensee um. 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten eines seiner Gemälde, das zur Sammlung der Stuttgarter Staatsgalerie gehörte: Seine Malerei fiel unter das Verdikt der „Entarteten Kunst“. Max Ackermann setzte seinen Weg in die „absolute Malerei“ – so sein eigener Ausdruck – im Verborgenen fort.

 

ANERKENNUNG IN DER NACHKRIEGSZEIT
Ab1945 pendelte Ackermann zwischen dem Bodensee und Stuttgart. Nach dem kulturellen Vakuum der Nazizeit erhielten die künstlerischen Strömungen der Moderne, die 1933 unterbrochen worden waren, große Bedeutung; Ackermann fand schnell nationale und internationale Anerkennung. Ab 1951 war er Mitglied im neugegründeten Deutschen Künstlerbund, an dessen ersten Jahresausstellungen er teilnahm. 1957 ernannte das Land Baden-Württemberg den nun 70-Jährigen zum Professor ehrenhalber und würdigte so seine Bedeutung. Im Jahr 1964 war er Ehrengast der „Villa Massimo“ in Rom. Schon Jahre zuvor war er wieder nach Stuttgart gezogen, denn die Landeshauptstadt war in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein Zentrum der künstlerischen Abstraktion.

 

DIE BEZIEHUNG ACKERMANN – DOMNICK

Max Ackermann und Ottomar und Greta Domnick waren Nachbarn im Stuttgart der ersten Nachkriegsjahre. 1946 erwarben die Domnicks erstmals Arbeiten des Künstlers. Diese Ankäufe, eine kleine Ölkreidezeichnung und ein Pastell, zählen zu den ersten Stücken der Sammlung Domnick. Das Sammlerehepaar schätzte vor allem die kleinen Formate Ackermanns. Bis heute befinden sich vier Gemälde und fünf seiner Arbeiten auf Papier in der Sammlung. Greta und Ottomar Domnick waren mit ihrer Sammeltätigkeit, aber auch als kulturelle Botschafter, von kaum zu überschätzender Bedeutung für die Kunst der unmittelbaren Nachkriegszeit. Entschieden verteidigten die Domnicks die vielfach umstrittene abstrakte Kunst gegen ihre Kritiker.

 

DIE SAMMLUNG DOMNICK

Nicht nur mit Worten beanspruchten sie dabei einen Platz für die abstrakte Kunst, sondern auch ganz konkret mit ihren Taten: Sie organisierten Ausstellungen – auch über Grenzen hinweg. Bis heute ist die Sammlung des Ehepaares eine absolute Sehenswürdigkeit. Der Architekt Paul Stohrer schuf mit dem Wohn- und Ausstellungsgebäude in Nürtingen-Oberensingen ein eindrucksvolles Schatzhaus der Moderne – und eine Ikone der Architektur der 1960er-Jahre. Zum Haus des Sammlerehepaares gehört ein weitläufiger Skulpturengarten. Aktuell ist die Sammlung Domnick wie alle Monumente in der Betreuung durch die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg wegen der Corona-Epidemie geschlossen.

 

SERVICE UND INFORMATION

Sammlung Domnick

Oberensinger Höhe 4, 72622 Nürtingen

Tel. +49(0)70 22.5 14 14 / stiftung@domnick.de

www.domnick.de

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