Thursday, 30 July 2020

Solitude Palace | Exhibitions 4. August 1870: Das Königliche Reservespital auf der Solitude öffnet

Vor genau 150 Jahren, am 4. August 1870, eröffnete auf der Solitude das Königliche Reservespital. Schon in den Jahrzehnten zuvor hatte das Schloss als Spital für Verwundete gedient. An diese Funktion als militärisches Krankenhaus erinnert eine Gedenktafel auf dem Solitude-Friedhof. Sie nennt die 23 Soldaten, die im Lazarett auf der Solitude während des Ersten Weltkrieges starben.

DAS LAZARETT AUF DER SOLITUDE IM KOALITIONSKRIEG

Seine erstmalige Nutzung als Lazarett erfuhr Schloss Solitude 1794. Johann Kaspar Schiller, der Vater des berühmten Dichters, der zuvor die Forstbaumschule geleitet hattet, wurde zum Major befördert. Er kümmerte sich ab diesem Zeitpunkt um die Belegung des Lazaretts, das vor allem von österreichischen Soldaten, die im Ersten Koalitionskrieg gegen die vorrückenden Franzosen kämpften, belegt werden sollte. Die Erstbelegung von 250 Personen stieg bis Juli 1796 auf über 1.500 Menschen an. Dabei wurden unter anderem der Marstall, die ehemaligen Akademiegebäude, zwei Orangeriegebäude, ein Plantagehaus und einige kleinere Gebäude genutzt. Infolge des Kriegsverlaufs verließ das Lazarett die Solitude am 6. Juli 1796 und nur wenige Tage später marschierten französische Truppen ein, die die vorhandenen Strukturen nutzen und ein eigenes Hospital einrichteten. Am 21. Mai 1797 wurde das Lazarett für aufgehoben erklärt, die endgültige Räumung zog sich aber bis zum Oktober hin.

 

GENAUE DOKUMENTATION

Die Funktion als Spital hatte in dieser Zeit aber erst begonnen. Auch in den folgenden Jahren der napoleonischen Kriege wurde die Solitude mehrfach als Spital genutzt. Die letzte große Belegung erfolgte nach der „Drei-Kaiser-Schlacht“, die am 2. Dezember 1805 bei Austerlitz stattgefunden hatte. Von den mehreren hundert Verletzten, die wieder im ehemaligen Marstallgebäude untergebracht waren, starben 169, die in einem Totenregister mit Name, Nationalität, Regiment, Einlieferungstag, Todesursache und Sterbetag festgehalten wurden. Durch diese Dokumentation weiß man noch heute, wie viele Menschen mit unterschiedlichen Nationalitäten auf der Solitude verstorben waren. Das Schloss wurde nun immer wieder als Kriegslazarett, aber auch als Sträflingsspital genutzt. Die Einrichtung blieb dabei sehr spartanisch. Für die Kranken wurden oft lediglich Strohsäcke ausgelegt. In dieser Zeit nutzte man auch den Opernbau, das Kasernengebäude und mehrere Kavaliershäuser als Räume für die Patienten.

 

VON FRIEDLICHEN UND KRIEGERISCHEN ZEITEN 

Ab den 1820er-Jahren begann eine friedlichere Zeit. Eine Verfügung aus dem Dezember 1816 besagte allerdings, dass unter den 14 königlichen Schlössern Württembergs die Solitude als Spital in Kriegszeiten oder in Notfällen zu bewahren sei. Die isolierte Lage und gleichzeitige Nähe zur Landesresidenz wird diese Entscheidung beeinflusst haben. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 wurde die Solitude ein weiteres Mal zum Pflegeort für Kranke und Verwundete. Am 4. August 1870 wurde das Königliche Reservespital eröffnet. Bis zur Aufhebung, am 16. Juni 1871, wurden dort insgesamt 1.006 Personen gepflegt. Ein ganz besonders hoher Besuch erwartete die Verwundeten im Herbst 1870. König Karl und bald darauf auch Königin Olga besuchten das Lazarett. Nach dem Krieg statteten sie das Schloss wieder mit Möbeln aus und ließen es renovieren. Königin Olga nutzte die Solitude oft für Treffen mit ihrer russischen Verwandtschaft. In den beiden Weltkriegen diente die Solitude das letzte Mal als Lazarett.

 

Service und Information

ÖFFNUNGSZEITEN Schloss Solitude

Fr - So und Feiertag 11.00 bis 16.00 Uhr

14. und 15. August, 18. und 19. September, 9. und 10. Oktober auf Grund von Trauungen geschlossen.  

Besondere Hinweise: kein Führungsangebot, freier Rundgang möglich

 

PREIS

Erwachsene 4,00 €, Ermäßigte 2,00 €, Familien 10,00 €

 

INFORMATIONEN

Schloss Solitude
Solitude 1
70197 Stuttgart
Telefon +49(0)7 141.18 64 00
info@schloss-solitude.de

Download and images