Sprachniveau im Mittelpunkt
Die Epoche der Aufklärung im 18. Jahrhundert setzte tiefgreifende Veränderungen in Gang – die Zeitgenossen verstanden es als „Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit“ wie der Philosoph Immanuel Kant formulierte: Traditionen und Aberglauben wurden hinterfragt, Zusammenhänge in der Natur und Gesellschaft erforscht und versucht, die Gesetzmäßigkeiten der Welt zu verstehen. Wissenschaften und die schönen Künste blühten – so auch in der Kurpfalz. Dort hatte sich Kurfürst Carl Theodor als aufklärerischer Herrscher der Strömung verschrieben. Neben den schönen Künsten und den Wissenschaften rückte in dieser Zeit auch die Sprache ins Visier des Herrschers und der Gelehrten. Das Französische hatte in vielerlei Hinsicht noch großen Einfluss auf die Sprache und die Künste in der Kurpfalz. Das Deutsche folgte keinen festgesetzten Vorgaben, verbindliche sprachliche Regeln mussten erst gefunden werden. Um dies anzugehen, wurde vor genau 250 Jahren die „Kurpfälzische Deutsche Gesellschaft“ in Mannheim gegründet.
„Kurpfälzische Deutsche Gesellschaft“
Zusammenschlüsse wie diese waren im Zeitalter der Aufklärung beliebt und wurden in vielen Städten gegründet. Sie bestanden hauptsächlich aus männlichen Mitgliedern, die in Diskussionsrunden und Vorträgen ihre selbstgesteckten Ziele verfolgten. Eine Mitgliedschaft war freiwillig. In Mannheim verschrieb sich die „Kurpfälzische Deutsche Gesellschaft“ der Sprache in der Pfalz. Gemeinsam sollten Regeln gefunden werden, die die Mundart der Bevölkerung zu einer gemeinsamen, strukturierten Sprache formten. Darüber hinaus sollte Deutsch in den schönen Künsten, beispielsweise im Theater, gefördert werden – Themen, die auch dem Kurfürsten Carl Theodor am Herzen lagen. Ihre Bemühungen waren erfolgreich. 1777 wurde mit „Günther von Schwarzburg“ die erste deutschsprachige Oper mit deutschem Thema in der heute nicht mehr erhaltenen Hofoper von Schloss Mannheim uraufgeführt. Federführend waren dabei sowohl der Hofkapellmeister Ignaz Holzbauer als auch Anton von Klein. Letzterer war auch ein Mitglied der „Kurpfälzischen Deutschen Gesellschaft“. Im „Erlebnisraum Hofmusik“ des Schlosses ist eine Aufnahme aus der Oper mit dem Tenor Fritz Wunderlich hörbar.
Erfinder und Schriftsteller
Verschiedene angesehene Persönlichkeiten und Denker wie der Intendant des Mannheimer Nationaltheaters Wolfgang Heribert von Dalberg und Johann Jakob Hemmer zählten zur „Kurpfälzischen Deutschen Gesellschaft“. Der Jesuitenpater ist heute vor allem für die Erfindung des ersten Blitzableiters in Europa bekannt, den er in seinem physikalischen Kabinett im Schloss entwickelte. Den Raum ließ Kurfürst Carl Theodor für Hemmers Studien einrichten. Auch Friedrich Schiller, der berühmte Dichter und Autor, wurde 1784 in die Gesellschaft aufgenommen – mit gerade einmal 25 Jahren. Vor den Mitgliedern der Gesellschaft hielt er auch eine Rede, die unter dem Titel „Die Schaubühne als eine moralische Anstalt betrachtet“ veröffentlicht wurde.
In guter Gesellschaft
Mit seinen Bemühungen waren Kurfürst Carl Theodor und die „Kurpfälzische Deutsche Gesellschaft“ nicht allein. Zahlreiche Köpfe und Institutionen nahmen sich ebenfalls diesem Thema an. Zwei der bekanntesten waren die Gebrüder Grimm. Neben ihrer Sammlung an volkstümlichen Märchen widmeten sie sich auch der Grammatik und Rechtschreibung der deutschen Sprache. 1819 veröffentlichte Jakob Grimm die erste Ausgabe seiner „Deutschen Grammatik“ – und auch „Grimms Wörterbuch“ ist so manchen bekannt und dient Studierenden noch immer als Nachschlagewerk in speziellen Fragen. Auch Mannheim selbst war lange Zeit mit dem Duden ein Zentrum der Rechtschreibung.
Fürst der Aufklärung
Während der Herrschaft von Kurfürst Carl Theodor erlebte die Pfalz in vielerlei Hinsicht eine Blüte. Zeit seines Lebens machte sich der kurpfälzische Landesherr wenig aus außenpolitischen Machtkämpfen. Ganz im Geiste der Aufklärung widmete er sich lieber dem Ausbau der Wissenschaften und der Künste und verwandelte seine Residenzstadt Mannheim zu einem kulturellen Zentrum. Er gründetet die Mannheimer Akademie der Wissenschaften, ein Kupferstich- und Zeichnungskabinett sowie das Nationaltheaters, das nicht zuletzt durch die Arbeit der Kurpfälzischen Deutschen Gesellschaft gefördert werden sollte. Auch in seiner Sommerresidenz in Schwetzingen blühte das kulturelle Leben. Dort genoss er bei Festen und Konzerten das Leben fernab des strengen Hofzeremoniell, zudem öffnete er auch den Schlossgarten seiner Sommerresidenz für die Bevölkerung. Auch seine Hofbibliothek und sein Naturalienkabinett in Mannheim macht er den Menschen zugänglich. Zu guter Letzt schaffte der beliebte Fürst auch noch die Folter ab.
Service und Information
Öffnungszeiten
Barockschloss Mannheim
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Preis
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